: Die ollen Heuler
Natürlich „gebrauchte Lieder“: In der Bar jeder Vernunft setzt sich Maren Kroymann die ältesten Hüte auf, um damit auch deutlich zu machen, was man wirklich an ihnen hatte
Wenn man sich nur mal vorstellen mag, dass diese ollen Heuler von Hank Williams und den anderen Kämpen derzeit auch deswegen so gern gehört werden, weil sich halt Madonna aus einer kecken Laune heraus mal einen Country-Hut aufgesetzt hat. Aber da gibt es durchaus noch andere Zugänge. Auch wenn sich Maren Kroymann nun auch die alten Hüte anprobiert. Versuchsweise. Etwas Schmachten mit Dionne Warwick und Schmelzen mit dem frühen Elvis, Hank Williams wird gleichfalls mit zur Runde der Evergreens gebeten. „Gebrauchte Lieder“ nennt sie ihr Programm, was man im ersten Moment bei den vielen anderen Recycling-Unternehmungen abstellen möchte. Gebraucht? Klingt nach altem Plunder. Aber dann steckt in dem Wort eben noch mit drin, dass man sich an diesen Liedern durchaus auch festhalten konnte, festhalten musste, wenn man in der Zeit ihrer ersten Blüte in einer engen Kleinstadt festsaß. Wie Tübingen, in dem die 1949 geborene Maren Kroymann ihre Jugend mit dem klassischen „Sitz gerade, sprich deutlich, komm pünktlich zum Mittagessen“ absolvierte. Und heute ist die Diseuse wiederum alt genug, um von diesen Sehnsuchtsliedern aus wissend auf die Verlogenheiten und in die Abgründe der Fünfziger und frühen Sechziger in der Bundesrepublik samt ihrer Hitparade zu blicken. Nostalgie mit Widerhaken. Die Lieder hört man sowieso immer wieder gern.