: Columbia stört Columbus
Der Absturz der Raumfähre „Columbia“ könnte auch die Bremer Raumschiff-Zulieferer in Bedrängnis bringen: Verzögert sich der Start des „Columbus“-Raumlabors, sind die Support-Techniker arbeitslos
taz ■ „Die ganze Firma durcheinander gerüttelt“ hat der Absturz der US-Raumfähre Columbia die Belegschaft des Bremer Raumfahrt-Unternehmens Astrium. Das sagt Firmen-Sprechers Mathias Spude. Doch der Knall, der das Space-Shuttle am Samstag auf dem Rückflug von der Internationalen Raumstation ISS 62 Kilometer über Texas in einen Feuerball verwandelte und sieben RaumfahrerInnen das Leben kostete, könnte für die Bremer Raumschiff-Bauer noch weitere Probleme mit sich bringen. Und auch Jobs kosten.
500 IngenieurInnen bauen derzeit bei Astrium im Auftrag der Europäischen Raumfahrt-agentur ESA das europäische Raummodul „Columbus“ zusammen. Im Oktober 2004 sollte der knapp 13 Tonnen schwere und sieben Meter lange „europäische Beitrag zur Internationalen Raumstation ISS“ im Laderaum eines Space-Shuttles ins All fliegen. Dieser Zeitplan wird wohl nicht einzuhalten sein. Astrium-Betriebsrätin Ingrid Lüllmann: „Von Verzögerungen ist auszugehen.“
Diese jedoch könnten auch die Pläne des Bremer Unternehmens durcheinander bringen. Zwar beteuert Astrium-Sprecher Spude, das 660 Millionen Euro teure Raumlabor werde wie geplant im April 2004 fertig gestellt und an die NASA geliefert. Astrium spekuliert aber darauf, auch den Auftrag für Betrieb und Nutzung des Raumlabors zu erhalten, wenn dieses an die Raumstation ISS angedockt ist. Bis zu 200 IngenieurInnen, so die Kalkulation der Raumschiff-Zulieferer, könnten dann im Drei-Schicht-Betrieb rund um die Uhr von Bremen aus die Funktion des Moduls überwachen und Fehler per Fernsteuerung beheben. Inoffiziell soll die Europäische Raumfahrtagentur ESA schon Zustimmung für den Support-Auftrag signalisiert haben. Offiziell sollte ihn die ESA-Ministerkonferenz im Mai erteilen.
Bleibt „Columbus“ aber erst einmal auf der Erde, ist auch der Support-Auftrag hinfällig – und damit eventuell die Jobs der Bremer IngenieurInnen. „Wenn ‚Columbus‘ nicht pünktlich 2004 an die ISS andockt, dann wird alles andere auch später beginnen“, sagt Betriebsrätin Lüllmann. „Reine Spekulation“ wiegelt Astrium-Sprecher Spude ab. Ausschließen, dass das Unglück auch die Entscheidung der ESA-Minsterkonferenz beeinfussen könnte, will er aber nicht.
Lüllmann gibt zu, dass sich die ESA und damit auch Astrium mit dem Columbus-Projekt in eine „gewisse Abhängigkeit“ von den Amerikanern begeben habe. Denn das Space-Labor ist von den Abmessungen her genau an dem Laderaum der Space-Shuttle ausgerichtet. Ein Transport ins All etwa mit einer russischen Rakete kommt daher nicht in Frage.
Armin Simon