: Angeklagte sehen sich als Opfer
Im Untreue-Prozess gegen die Brüder Osmani bezichtigt Felix Osmani frühere Volksbank-Leute fauler Geschäfte
Im Endspurt des Untreue-Prozesses gegen die beiden Kaufmanns-Brüder Burim und Bashkim Osmani um faule Kredite bei der Lauenburger Volksbank ist es am Donnerstag noch einmal turbulent zugegangen. In den Zeugenstand war der älteste der Osmanis, Quazim „Felix“ Osmani, getreten. Wie seine Brüder fühlt er sich von seinem alten Kumpel und Ex-Volksbank-Aufsichtsrat Hauke Hillmer getäuscht. „Ich fühle mich von Hillmer beschissen“, sagte Osmani. Hillmer verbüßt derzeit eine dreijährige Haftstrafe wegen Untreue.
Osmani kannte Hillmer bereits seit Jahren, als er 2002 seinen Geschäftspartner J. an ihn vermittelt habe, um ein Projekt in Tschechien zu finanzieren. Osmani will sich damals aus der Firma „Europlan“ zurückgezogen haben, weil deutsche Behörden – gemeint ist der Bundesnachrichtendienst (BND) – „mich schlecht gemacht und Unruhe gestiftet haben“, so Osmani: „Intrigen um Drogen- und Waffenhandel sowie Prostitution“ seien verbreitet worden. „Das vergiftete das Klima und die Atmosphäre war schlecht für Geschäfte“, sagte er nun rückblickend, „da man so viel Geld verliert.“
Er sei dabei gewesen, als J. und Hillmer einen mündlichen Deal über einen Kredit in Höhe von drei Millionen Euro vereinbart hätten – zu 20 Prozent Zinssatz und Provision. „Einen Vertrag hat es nicht gegeben“, beteuerte Osmani nun, „darum ist es ja geplatzt.“ Für den Kredit habe Europlan-Partner J. mit Grundstücken in Istrien gebürgt – Wert: drei Millionen Euro. Dabei seien laut Osmani „aber nur 1,5 Millionen geflossen“.
Deshalb habe J. den Kredit, der bereits mit 650.000 Euro getilgt worden war – zum Teil will Osmani Hillmer das Geld bar übergeben haben – auf einen Schlag zurückzahlen wollen. Doch Volksbankchef Carsten Heitmann – inzwischen ebenfalls wegen Untreue in Haft – habe das Geld nicht zurück gewollt.
Als Richter Marc Tully Osmani einen Vertrag zwischen J. und Hillmer auf Volksbank-Papier über ein drei Millionen Euro „unverzinstes Darlehen“ vorlegte, kam gestern Hektik bei den Prozessbeteiligten auf. „Das ist eine Fälschung“, empörte sich „Felix“ Osmani. Als Rechtsbeistand Norbert John darauf hinwies, dass der Briefkopf völlig veraltet sei, griff ihn der Staatsanwalt an: Er sei von der Verteidigung „instrumentalisiert“ worden.
„Wenn jemand ein Problem hat, dann J.“, sagte Osmani: Mittlerweile seien die verbürgten Grundstücke in „Top Lage“ acht Millionen Euro wert. „Der einzige, der betrogen ist, bin ich“, sagte Osmani energisch gestikulierend, „ich möchte aber keinen anzeigen.“ Denn nun fordere J. das Geld von ihm zurück: „Wenn ich was empfehle, bin ich auch dafür verantwortlich.“
Mehrfach habe J. inzwischen der Bankaktiengesellschaft (BAG), die die faulen Kredite von der Volksbank übernommen hat, angeboten, die Kredite gegen Rückgabe der Sicherheiten zurückzuzahlen. „Keine will das Geld haben“, so Felix Osmani. In der Verhandlungspause nannte er vor Journalisten den vermeintlichen Grund: „Die BAG arbeitet mit dem BND zusammen.“
Die erneut eröffnete Beweisaufnahme wurde nach der Osmani-Aussage wieder geschlossen. Die Staatsanwaltschaft wiederholte ihre Strafanträge: sechs Jahre Haft wegen Beihilfe zur Untreue für Burim Osmani, drei Jahre für seinen Bruder Bashkim. MAGDA SCHNEIDER