Einer gewinnt immer

Bankenkrise und die Folgen: Die HSH Nordbank schreibt rote Zahlen, die Haspa verdient an Rekordkrediten

Die internationale Bankenkrise schlägt immer mehr auf die norddeutsche Landespolitik durch. Am heutigen Freitagabend wird sich der Haushaltsausschuss der Hamburgischen Bürgerschaft mit der Lage bei der HSH Nordbank beschäftigen. Die gemeinsame Landesbank von Hamburg und Schleswig-Holstein muss durch den Zusammenbruch der US-Investmentbank Lehman Brothers mit erheblichen Verlusten rechnen. Vor wenigen Tagen gab die HSH Nordbank bekannt, dass sie im dritten Quartal dieses Jahres etwa 500 Millionen Euro abschreiben muss. Davon entfielen rund 120 Millionen Euro auf direkte Geschäfte mit Lehman.

Zusätzlichen Argwohn schöpft die oppositionelle SPD aus der Ankündigung der CDU, diese Sitzung „vertraulich“ abhalten zu wollen. „Geheimniskrämerei schafft kein Vertrauen“, kritisiert SPD-Haushaltspolitiker Peter Tschentscher. Er fordert „Transparenz“ sowie eine „ehrliche und offene“ Darstellung der Lage der HSH Nordbank.

Die CDU und ihr Finanzsenator Michael Freytag würden die Auswirkungen der Finanzmarktkrise auf Nordbank und den Hamburger Haushalt verharmlosen, glaubt Tschentscher. Noch Anfang September habe Freytag betont, die Dividendenzahlungen der HSH Nordbank seien sicher. Jetzt häuften sich dort die Defizite.

Freytag sieht hingegen dank Hamburgs „gesunder öffentlicher Unternehmen“ kein Risiko durch die Finanzkrise: „Unser Haushalt ist solide und wetterfest.“ Viele Kommunen hätte keine Werte mehr, Hamburg jedoch „hält das Steuer in der Hand, weil wir das Schiff noch haben, auf dem wir stehen.“

Nach Aussage der Industrie und Handelskammer Schleswig-Holstein hat die Finanzkrise bislang keine Auswirkungen auf die Wirtschaft im nördlichsten Bundesland. Allerdings würden die zukünftigen Geschäftserwartungen von vielen Unternehmen skeptisch gesehen. Wirtschaftsminister Werner Marnette (CDU) sagte nach einem Treffen mit gut 20 Vertretern von Banken, Wirtschaft und Wirtschaftsforschung in Kiel, dass der Mittelstand in Schleswig-Holstein „nicht in einer Kreditklemme“ stecke. Die regionale Aufstellung der Finanzinstitute wirke stabilisierend. Der hohe Anteil der Volksbanken und Sparkassen zahle sich aus.

Deutschlands größte Sparkasse, die Hamburger Haspa, gehört denn auch zu den Profiteuren der Finanzkrise. Sie vergibt deutlich mehr Kredite an mittelständische Unternehmen. Das Neugeschäft werde sich in diesem Jahr voraussichtlich auf rund 4,5 Milliarden Euro belaufen, das sind rund 700 Millionen Euro oder fast 20 Prozent mehr als 2007, teilte die Haspa mit. Einer gewinnt eben immer.

SVEN-MICHAEL VEIT