Die kleine Stilkunde

Zum kleinen Werbeeinmaleins im Veranstaltungsbetrieb zählt ganz bestimmt, dass sich Jazzmusiker und ihre Kollegen aus dem Klassikbetrieb rechtschaffen um den Ehrenplatz der schnarchlangweiligsten Pressefotos bemühen. Während sich die Klassiker meist mit Konterfei samt einer an den Hals geklebten Fliege begnügen, zeigen sich die Jazzer gern mit ihrem Instrument, und so sieht man dann den Mann mit seiner Maschine (Abbildung a) und die Frau mit ihrer Maschine (Abbildung b, man beachte die unterschiedlichen Zwiesprachen). Wobei diese beiden Beispiele bereits ein inszenatorisches Bemühen zeigen. Sie liegen weit über dem normalen Maß. Mittlerweile aber scheint man auch im Jazz eingesehen zu haben, dass da mehr gehen muss, wenn man auf sich aufmerksam machen will. Mit so sacht lasziven Posen (Abbildung c) oder grüblerischen Stimmungsfotos (Abbildung d) schließt man dabei sogar zum Pop auf, wo man die Gitarre für die Pressearbeit längst in den Koffer gepackt hat. Irgendwie schmecken solche Fotos gar nicht mehr richtig nach Jazz. Was das dann musikalisch heißen könnte, erfährt man beim „Young Generation Jazz“ beim Jazz-Meeting Berlin, wo vom heutigen Freitag bis zum Mittwoch neben vielen anderen (Abbildung d) Jef Neve (Samstag in der Ufafabrik, 20 Uhr), (Abbildung c) Tuomi und (Abbildung a) Hakon Kornstad (Dienstag in der Werkstatt der Kulturen, 20 Uhr) und (Abbildung b) Tineke Postma (Mittwoch im Babylon Mitte, 20 Uhr) ihren Auftritt haben. 16/12, Festivalticket 45/35 €. www.jazzmeeting-berlin.de TM