In eigener Sache: zur situation der taz hamburg
: Entwicklung oder Abwicklung?

Wir – die Beschäftigten der taz hamburg – machen uns Sorgen um die Zukunft dieser Zeitung. Wir haben uns deshalb entschlossen, interne Pläne und Kontroversen öffentlich zu machen, zumal sie auch für die LeserInnen und GenossInnen von Belang sind. Schließlich ist die taz immer stolz darauf gewesen, dass die LeserInnen auch die BesitzerInnen dieser Zeitung sind. Deshalb sollten die Eigentümer auch erfahren, was in und mit ihrer Zeitung passiert.

Es sind drei Maßnahmen der Geschäftsleitung der taz, die uns zu diesem Schritt bewogen haben.

1. Die Geschäftsführung der taz mit Sitz in Berlin plant, die taz hamburg und die taz bremen aus dem Genossenschaftsverband auszugliedern. Die Lokalteile in Hamburg, Bremen und Nordrhein-Westfalen sollen gemeinsam mit Le Monde Diplomatique und der Digitaz in eine neue Rechtsform gekleidet und in eine „Entwicklungs-GmbH & Co KG“ überführt werden. Dies soll bereits in diesem Jahr geschehen. Die Geschäftsführung will neben der Genossenschaft neue potente GeldgeberInnen für das Projekt gewinnen. Dagegen ist zunächst einmal nicht viel einzuwenden.

Stutzig machte uns jedoch bereits im Herbst, dass wir über das Outsourcing-Vorhaben im Vorfeld nicht informiert wurden und eher durch Zufall davon erfuhren. Auf Nachfrage wurde uns anschließend von der Geschäftsführung versichert, an dem Status der Hamburger MitarbeiterInnen ändere sich durch die neue Rechtsform nichts. Als der Betriebsrat dies jedoch schriftlich fixiert haben wollte, wurde dies verweigert. Bis heute.

Die taz hamburg-Belegschaft hat daraufhin gemeinsam mit der Gewerkschaft ver.di/Fachbereich Medien und dem Deutschen Journalisten-Verband (DJV) eine Tarifkommission gegründet, um diese schriftliche Fixierung in Verhandlungen per Haustarifvertrag zu erreichen. Bis heute weigert sich die Geschäftsführung, sich mit den Gewerkschaften auch nur an einen Tisch zu setzen und darüber zu reden. Briefe von ver.di und dem DJV in dieser Angelegenheit sind von der Geschäftsführung nicht einmal beantwortet worden.

2. Zum Jahresbeginn wurde über die taz hamburg vom Vorstand ein Stellenstopp verhängt. Die zum Jahresende frei gewordene Stelle der ChefIn vom Dienst wurde, obwohl sie bereits ausgeschrieben war, nicht wieder besetzt und ist seitdem verwaist. Die Arbeitsbelastung innerhalb der Redaktion ist dadurch noch höher geworden. Ohnehin ist die 50-Stunden-Woche bei uns die Regel – und das bei einem Gehalt, das etwa bei der Hälfte des normalen Tarifes bei Tageszeitungen liegt. Es ist kaum noch möglich, die Qualität der Zeitung unter diesen Vorzeichen zu halten.

3. Mitte Januar haben Vorstand und Geschäftsführung der taz einen Beschluss gefasst mit dem Ziel, die Lokalredaktionen Bremen und Hamburg im Jahr 2004 zusammenzulegen. Dann soll zwar weiterhin wie bisher eine täglich vierseitige Lokalausgabe erscheinen, die sich Hamburg und Bremen jedoch teilen sollen. Es würde demnach in einer vierseitigen Ausgabe nur noch zwei Lokalseiten Hamburg geben, zwei Seiten kämen aus Bremen. Damit verbunden wäre ein weiterer Stellenabbau.

Dieses Konzept wird von uns und auch den KollegInnen der taz bremen als publizistische Verarmung und als Zwischenstation zur Abwicklung abgelehnt. Die Fusion der Lokalteile Hamburg und Bremen als Sparversion in der Form, wie es sich die Geschäftsführung vorstellt, wäre das Todesurteil für eine lesbare, interessante und möglichst umfassende Lokalausgabe. Für beide Standorte. Und mittelfristig auch das Aus für die gesamte taz.

Die Geschäftsführung begründet ihr Maßnahmenpaket mit der defizitären Situation der Lokalteile, entstanden durch die gesunkenen Anzeigeneinnahmen im vergangenen Jahr, die – wie fast alle deutschen Tageszeitungen – auch die Hamburger taz betroffen haben. Wir verkennen nicht die schwierige wirtschaftliche Situation, die auf dem bundesdeutschen Zeitungsmarkt herrscht.

Wir sind aber überzeugt, dass es Möglichkeiten gibt, die Erlöse zu steigern, ohne die taz hamburg kaputt zu sparen. Gerade der Norden mit den Lokalausgaben Hamburg und Bremen ist wesentliches Standbein der gesamten taz.

Wir haben entsprechende Vorschläge dem Aufsichtsrat der taz in einem Brief unterbreitet. Der Aufsichtsrat tagt am kommenden Montag und berät dabei auch über die Pläne der Geschäftsführung.

Wir werden unsere LeserInnen weiter auf dem Laufenden halten. Wie wir das bei solchen Vorgängen in anderen Unternehmen auch tun würden, um unserer journalistischen Berichtspflicht nachzukommen. taz hamburg