: Herber Schlag für Palin – und McCain
Als Gouverneurin von Alaska hat Palin ihr Amt missbraucht, stellt ein Ausschuss fest. In einigen Umfragen liegt Barack Obama jetzt mehr als zehn Punkte vor John McCain
JUNEAU afp ■ Schlechte Nachrichten für die Wahlkampagne der Republikaner und die Präsidentschaftsambitionen von John McCain. Die Kandidatin für das Vizepräsidenten-Amt, Sarah Palin, wurde in einem Untersuchungsbericht des Amtsmissbrauchs für schuldig befunden. Die Gouverneurin des US-Bundesstaats Alaska habe Staatsbeamte aus persönlichen Gründen gedrängt, einen Polizisten zu entlassen, heißt es in dem Dokument eines überparteilichen Untersuchungsausschusses in Alaska. McCains Wahlkampfteam nahm Palin am Samstag in Schutz und wies den Bericht als „politisch motiviert“ zurück. Palin selbst bezeichnete die Anschuldigung als haltlos. „Ich stelle fest, dass die Gouverneurin Sarah Palin ihr Amt missbraucht hat“, schrieb dagegen Chefermittler Steve Branchflower.
Palin veranlasste demnach im Juli die Entlassung des Sicherheitschefs von Alaska, Walt Monegan. Dieser hatte sich zuvor trotz starken Drucks von Palins Ehemann Todd geweigert, den Polizisten Mike Wooten aus dem Dienst zu entfernen. Wooten ist der Exmann von Palins Schwester. „Gouverneurin Palin ließ bewusst eine Situation andauern, in der unzulässiger Druck auf mehrere Untergebene ausgeübt wurde, um ein persönliches Anliegen voranzubringen, in diesem Fall die Entlassung des Polizisten Michael Wooten. Sie hatte die Befugnis und die Macht, von Herrn Palin ein Ende seiner Kontakte mit den Untergebenen zu verlangen, aber sie versäumte es zu handeln“, heißt es in dem Bericht. Damit habe sie die in Alaska geltenden ethischen Vorschriften für Staatsämter verletzt.
Die Vizepräsidentschaftskandidatin wies den Bericht zurück. Auf die Frage eines Journalisten, ob die Anschuldigung wahr sei, sagte Palin: „Nein, und wenn Sie den Bericht lesen, werden Sie sehen, dass da nichts Unrechtes oder Unmoralisches drinsteht.“
Der Skandal um Palin droht die Wahlchancen McCains weiter zu verringern. Einer am Samstag veröffentlichten Umfrage zufolge liegt der demokratische Kandidat Barack Obama bereits 11 Prozentpunkte vorne. In der Erhebung des Magazins Newsweek gaben 52 Prozent der Befragten an, bei der Wahl am 4. November für Obama stimmen zu wollen. 41 Prozent sagten, dass sie McCain als kommenden US-Präsidenten bevorzugen. Vor einem Monat hatten die beiden Rivalen in einer ähnlichen Umfrage noch mit jeweils 46 Prozent der Stimmen gleichauf gelegen.