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Archiv-Artikel

Razzia in Westfalen

Generalbundesanwalt Nehm ermittelt gegen Islamisten wegen möglicher Anschlagspläne. Auch Anklage gegen al-Tawhid geplant

MÜNSTER/MINDEN afp/rtr ■ Wegen des Verdachts der Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung ermittelt Generalbundesanwalt Kay Nehm gegen eine Gruppe mutmaßlicher Islamisten in Nordrhein-Westfalen. Im Rahmen der Ermittlungen fand gestern eine groß angelegte Durchsuchungsaktion in den westfälischen Städten Münster und Minden statt, teilte die Bundesanwaltschaft mit. Die Gruppe wird demnach verdächtigt, Anschläge in Deutschland geplant zu haben. Einer der Beschuldigten soll auch die Terrorzelle um den Todespiloten Mohammed Atta unterstützt haben.

Es lägen Hinweise vor, dass die Mitglieder der Gruppierung Ende 2001 oder Anfang 2002 Anschläge erwogen hätten. Dabei soll unter anderem ein Anschlag auf eine US-Einrichtung im Großraum Frankfurt am Main ins Auge gefasst worden sein. Nach dem gegenwärtigen Stand der Ermittlungen seien aber keine Anhaltspunkte dafür erkennbar, dass die Gruppierung an den Terroranschlägen vom 11. September 2001 beteiligt gewesen sei, so die Bundesanwaltschaft. Zwei der Beschuldigten werden den Angaben nach verdächtigt, sich mit Schwerpunkt in Minden und Münster gemeinsam mit anderen zu einer Gruppe zusammengeschlossen zu haben, „um auf der Grundlage eines aggressiven militanten islamischen Fundamentalismus Anschläge zu begehen“. Der dritte Beschuldigte, der auch der Unterstützung der Attentäter vom 11. September verdächtigt wird, soll die Gruppe unterstützt haben.

In Minden und Münster wurden von Beamten des Bundeskriminalamtes (BKA) und weiteren Polizeikräften insgesamt sechs Räumlichkeiten durchsucht, darunter unter anderem das schon länger unter Beobachtung stehende sunitische Islamische Zentrum Münster und die Islamische Gemeinschaft Minden. Die Verdächtigen sind den Angaben zufolge in führenden Funktion in den Vereinen tätig.

Gleichzeitig gab die Bundesanwaltschaft bekannt, dass sie gegen einen Teil der im April 2001 inhaftierten mutmaßlichen Mitglieder der palästinensischen Extremistengruppe al-Tawhid in den kommenden Monaten Anklage erheben will. Die Gruppe soll den weltweiten Dschihad gefördert haben.