„metropolitan“ 2008
: Fernsehpreis ohne Eklat

Ach, wie doof. Kein Skandal. Dabei sind die doch heute günstig zu haben: einfach eine Preisverweigerung antäuschen, Gottschalk umarmen – und prompt regnet es Schlagzeilen.

Aber nein, beim Metropolitan 2008 lief alles nach Plan. Am Montag wurde der vom gleichnamigen Hamburger Verein ausgelobte Preis für privates Lokalfernsehen in Düsseldorf erstmals vergeben. Und jeder Preisträger nahm die klobig-graue Trophäe mit, keiner murrte. Warum auch? Außerdem sprachen die Preisträger sowieso kaum. Selbst der Publizist Werner Lauff, der von der Landesmedienanstalt NRW zum „local digital hero“ ernannt und als Einziger mit 5.000 Euro belohnt wurde, schwieg eisern. Nicht mal ein „Danke“ entfuhr ihm, obwohl er zuvor für seine rhetorischen Fähigkeiten in den Himmel gelobt worden war.

Der Metropolitan, heißt es, will lokales Privatfernsehen fördern und aus dem Schatten des großen, teuren Fernsehens ans Licht befördern. Jährlich soll der Preis vergeben werden, an wechselnden Standorten. Immerhin gibt es gut 100 Metropolensender in Deutschland, mit mehr als 1.000 Mitarbeitern. In sechs Kategorien wurden am Montag deshalb undotierte Preise verliehen: beste Nachrichtensendung (Michael Schmidt, Hamburg 1), beste Sonderproduktion (Thomas Majchrzak, wm.tv Bocholt), beste Reportage/Doku (Günther Schuhmacher, center.tv Düsseldorf), bestes Magazin (Markus Haiß, münchen.tv), beste Moderation (Tobias Ufer, center.tv Köln) und beste werbliche Kundeneinbindung (Hans Kuchenreuther, TV.Berlin).

Dabei ist die Letzte die zwielichtigste Kategorie. „Werbliche Kundeneinbindung“ bedeutet, dass Unternehmen in die Produktion, in die Kosten einsteigen – und sich dafür im TV präsentieren dürfen. Unabhängiger Journalismus sieht irgendwie anders aus. Weshalb auch die Landesmedienanstalt NRW, die den Metropolitan präsentierte, dieser Kategorie skeptisch gegenübersteht. Handelt es sich etwa um prämierte Schleichwerbung? Der Verein dementiert. Und die LfM will erst mal beobachten, heißt es. Nachträglich aberkennen werde man den Preis aber nicht. Wie doof. Das wäre doch ein Skandal, wenigstens ein kleiner. Und Skandale bringen bekanntlich Aufmerksamkeit. ROS