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Archiv-Artikel

Fest ohne Hammel

In der Elfenbeinküste ist das Opferfest von Problemen begleitet: Kein Geld im Norden, keine Tiere im Süden

ABIDJAN taz ■ „Ein Hammel kostet jetzt so viel wie ein Rind“, klagen Käufer im Süden der Elfenbeinküste dieser Tage. Für die Feier des islamischen Opferfestes, Eid al-Kebir oder auch Tabaski genannt, ist es üblich, einen Hammel zu schlachten. Aber in den Zeiten der Rebellion im Norden des Landes können sich viele im Süden den Kauf des Tieres nicht mehr leisten. Vor dem Aufstand, der vor fünf Monaten begann, musste ein einfacher Arbeiter rund einen Monatslohn für einen Hammel aufbringen. Jetzt braucht er dafür rund sechs Monatslöhne.

Die Ursachen für den enormen Preisanstieg muss man nicht lange suchen. Als Fleischlieferanten der Elfenbeinküste, wie auch aller anderen Länder dieser Region, gelten die nördlichen Regionen und die Nachbarstaaten im Norden, Mali und Burkina Faso. Seit Beginn des Aufstandes riss der Transportstrom zwischen dem Norden und dem Süden ab. Wer kann, lässt seine Waren seit Monaten liegen, weil es keine rentablen Alternativen gibt. Wer dennoch den Transport wagen muss, wickelt ihn über Ghana ab.

Das aber kostet Geld. Ghana ist nicht Mitglied des Währungsverbundes der frankophonen Länder Westafrikas und erhebt Zölle. Hinzu kommen die zahlreichen Kontrollen auf ivorischem Boden, die nicht ohne teilweise erhebliche finanzielle Zuwendungen passiert werden könnten, wie es unter den Hammelhändlern heißt. Das summiert sich und wird auf den Endpreis draufgeschlagen.

Viele Züchter aus dem Norden der Elfenbeinküste, aus Mali und Burkina Faso wagen es zudem nicht, in den Süden zu reisen. Sie müssen damit rechnen, von den Sicherheitskräften verdächtigt zu werden, für die Rebellen zu spionieren. Viele Händler haben daher versucht, ihre Tiere im Norden der Elfenbeinküste zu verkaufen.

Aber auch dort gibt es ein Problem. Der Bedarf in dem muslimisch dominierten Gebiet ist groß, nur gibt es kein Geld. Die Bevölkerung in den Rebellengebieten hat es noch schwerer, ihren täglichen Lebensmittelbedarf zu decken – verglichen mit ihren Landsleuten im Süden. Vor allem in der Hauptstadt Abidjan könnten sich dagegen noch einige einen Hammel leisten, doch es gibt kaum welche. Somit steigen die Preise um ein Vielfaches.

Der hohe Rat der Imame in der Elfenbeinküste war vor einigen Tagen in der Zentralmoschee im Abidjaner Stadtteil Treicheville zusammengekommen und hatte entschieden, dass das Opferfest am gestrigen Dienstag beginnt. Muslimische Gemeinschaften in verschiedenen Ländern entscheiden teilweise selbst, wann sie Feste feiern und Fastenzeiten beginnen. Sie richten sich nach der Stellung des Mondes und auch danach, wann er sichtbar ist. Das kann sich von Region zu Region ändern. Im Senegal zum Beispiel fallen die Feste für muslimische Gruppen regelmäßig auf unterschiedliche Tage, weil jedes Entscheidungsgremium für sich beansprucht, die richtige Interpretation zu liefern und damit den Termin festzusetzen.

HAKEEM JIMO