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Archiv-Artikel

Ein Luftschiffbauer mit windiger Moral

Das insolvente brandenburgische Unternehmen Cargolifter soll seine Anleger bewusst getäuscht haben

Von KK

BRAND dpa/taz ■ Cargolifter hat nach Angaben der ORB-Sendung „Brandenburg aktuell“ offenbar bewusst seine Anleger getäuscht. Im Sommer 2000 habe der Luftschiffbauer eine geheime Studie erstellt. Sie zeige ganz klar, dass bis zum ersten Flug des Cargolifters mindestens noch zehn Jahre vergehen würden und das vorhandene Geld nicht ausreichen könne.

Von diesen Fakten hätten die Anleger aber nichts erfahren, berichtete die Sendung am Montagabend. „Die Studie wurde stillschweigend vernichtet“, hieß es. Kritiker, darunter Ingenieure, seien in die Schranken verwiesen worden.

Firmengründer Carl-Heinrich Freiherr von Gablenz wies den Verdacht des Betrugs im ORB zurück: Wenn es nicht funktioniert habe, sei das kein Betrug, sondern „eines dieser Risiken, die jetzt eingetreten sind“. Solche „Risiken“ scheint der Freiherr in früheren Zeiten allerdings ignoriert zu haben. Der Luftschiff-Visionär glaubte auch dann noch an sein Projekt, als dieses bereits 300 Millionen Euro verschlungen hatte – und doch noch nichts dabei herausgekommen war. Auch ein Feature, das am Dienstagabend im ORB-Fernsehen ausgestrahlt wird, erhebt schwere Vorwürfe gegen Cargolifter. Den Verantwortlichen sei seit langem klar gewesen, dass „an ihren Hochglanzpräsentationen etwas faul war“. Trotzdem habe Gablenz die Hauptversammlungen mit seinen Aktionären „wie Gottesdienste zelebriert“.

Das Potsdamer Wirtschaftsministerium sieht hinsichtlich der vom Land gewährten Förderung von 42 Millionen Euro keine Verstöße. Mit dem Geld sei zweckentsprechend die Halle im südbrandenburgischen Brand errichtet worden, hieß es aus dem Ministerium laut ORB.

Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Potsdam zum Verdacht der Insolvenzverschleppung halten an. Cargolifter wollte ursprünglich riesige Luftschiffe zum Transport schwerer Lasten bauen. Das Unternehmen hatte 300 Millionen Euro vor allem über 70.000 Aktionäre eingesammelt und meldete im vergangenen Sommer Insolvenz an.

KK