: Uni oder Handy
Lüthje will mit Studiengebühr die Uni retten. Dräger: Halbierung der Geisteswissenschaften ist nicht zwanghaft
Es war nur eine Frage der Zeit. Als Konsequenz des Dohnanyi-Gutachtens wird nun der Ruf nach Studiengebühren für alle laut. Uni-Präsident Jürgen Lüthje sagte auf einer Podiumsdiskussion im Völkerkundemuseum: „Wenn jeder Studierende künftig für ein Semester 250 Euro zahlt, brauchen wir kein einziges Studienfach zu schließen.“ Das entspräche der Höhe einer monatlichen Handy-Rechnung und brächte 20 Millionen Euro. Wissenschaftssenator Jörg Dräger bezeichnete es dagegen als „falsch“, mögliche Einnahmen „gleich wieder in die Breite zu investieren“.
Lüthje, Dräger und der Soziologie-Professor Michael Greven durften auf Einladung der „Universitätsgesellschaft“ über die Dohnanyi-Vorschläge streiten. Dabei musste Dräger stellvertretend für den Ex-Bürgermeister harsche Kritik einstreichen. So bezeichnete Greven dessen „Konstrukt“ als „wissenschaftlich nicht haltbar“. Die These, es würden im Jahr 2012 mehr Ingenieure und weniger Sozialwissenschaftler gebraucht, sei nicht belegt. Außerdem sei der Vorschlag, die geisteswissenschaftlichen Fächer zu halbieren, „ein kultur- und bildungspolitischer Vandalismus“.
„Wenn ich die Empfehlung lese, die Soziologie oder Journalistik zu schließen, kann ich nur den Kopf schütteln“, befand Lüthje. Wenn Hamburg die Fächervielfalt halbiere, verabschiede es sich „von der Wurzel der Universitätskultur“. Er forderte Dräger auf, die im Bericht fehlenden Daten offen zu legen, die zu den Empfehlungen führen.
Dräger sagte dies zu und stellte der Uni einen gewissen Spielraum in Aussicht. So handele es sich bei der Halbierung der Geisteswissenschaften nur um eine „Empfehlung“, über die die Uni autonom entscheiden könne. Vorgeschrieben sei nur die Absenkung der Studienanfängerzahl um 25 Prozent. KAIJA KUTTER