: Sehr eingängig
Pianist Olli Mustonen dirigiert sein Violin-Tripelkonzert; mit ansteckender Euphorie und ausladender Körpersprache lockt er die Kammerphilharmoniker aus der Reserve
Angekündigt war beim jüngsten Konzert der Kammerphilharmoniker neben Beethovens 4. Symphonie und Olli Mustonens Tripelkonzert für drei Violinen Niccolò Paganinis Violinkonzert in D-Dur. Doch dieses Bravourstück für Violine entfiel: Der Interpret hatte die Finger sei’s angestaucht sei’s überreizt.
So intonierte zunächst Kammerphilharmonie-Solocellistin Tanja Tetzlaff Haydns Cello-Konzert in C; sicher, gefühlvoll und mitreißend. Die Leitung übernahm Thomas Klug vom Konzertmeisterplatz aus. Ein Kuriosum für einen Abend, der unter dem Motto „vom Klavier ans Pult“ den Dirigenten Olli Mustonen in den Mittelpunkt stellen sollte.
Der eigentliche Höhepunkt des Abends aber war dennoch die vom Komponisten selbst geleitete Aufführung des Violin-Tripelkonzertes. Bekannt geworden als Pianist, seit etwa zehn Jahren aber auch als Dirigent hervor getreten, zeigte sich der Finne zumal bei der Interpretation seiner Eigenkomposition ausgesprochen energisch, ja selbstironisch-theatralisch: Wild mit den Armen rudernd, etwa wie ein Vogel dem die Flügel gestutzt wurden, der aber doch abheben möchte. Zuweilen springt er auf oder belebt sein Dirigat mit Elementen des kindlichen Ententanzes. Seine Körperspannung jedenfalls lockt das Orchester aus der Reserve und teilt die Euphorie für die eigene Musik auch dem Publikum mit: Weitaus distanzierter ist Mustonens Zugriff später bei Beethovens 4. Symphonie; reduziert der Körpereinsatz, sparsam die Gestik.
Tatsächlich kann sich das Werk des Finnen durchaus hören lassen. Es handelt sich um eine eingängige, weniger aber eigenständige Komposition. Als Neobarock qualifiziert sie das Programmheft, wienerisch-klassisch sind ihre Harmonien angehaucht, aufgemischt mit Schlagzeug grundierten clusterartigen Klängen. Das erinnert durchaus an Filmmusik.
Dabei werden die Solisten in ein stetes Frage- und Antwortspiel verstrickt, das Florian Donderer, Thomas Klug und Pekka Kuusisto perfekt akzentuieren. Letzterer spielt so locker und ansprechend, dass man sich kaum ausmalen mag wie gut er ist, wenn seine Finger nicht angestaucht oder überreizt oder ähnlichessind: Ein wunderbarer Virtuose. Gerne hätte man von ihm doch noch den Paganini vernommen. Anja Damm