Farc entführt US-Spezialisten

Zum ersten Mal in 40 Jahren Bürgerkrieg entführt die kolumbianische Guerilla US-amerikanische Militärberater. Zuvor war deren Flugzeug abgestürzt oder abgeschossen worden. Über 4.000 Soldaten machen sich auf die Suche nach den Entführten

aus Buenos Aires INGO MALCHER

Aus dem Funkgerät kamen aufgeregte Rufe. „Wir haben sie, wir haben sie“, riefen die Farc-Rebellen, als sie drei US-Militärberater in ihre Gewalt gebracht hatten, nachdem deren Flugzeug im kolumbianischen Dschungel notlanden musste. Diese vom Militär abgefangenen Funksprüche sind der US-Regierung und den kolumbianischen Behörden Beweis dafür, dass die Guerilla die seit Donnerstag vermissten US-Amerikaner entführt hat.

State-Department-Sprecher Charles Barclay sagte am Freitag in Washington: Die USA hätten „vertrauliche Informationen“, wonach die Farc-Rebellen die drei Militärberater entführt hätten, und forderte deren „sofortige Freilassung“. Nach Angaben der US-Regierung handelt es sich bei den dreien nicht um Armeeangehörige. Die drei seien zivile „Spezialisten“, die von der US-Regierung für Einsätze in Kolumbien angeheuert worden seien.

Die Entführung ist ein herber Schlag gegen das militärische Engagement der USA in Kolumbien. In 40 Jahren Bürgerkrieg ist es das erste Mal, dass es der Farc gelingt, US-Spezialisten zu entführen. Dabei sind in Kolumbien über 500 US-Soldaten und angehörige privater Sicherheitsfirmen aus den USA aktiv. Die US-Soldaten trainieren in Kolumbien Spezialeinheiten wie Antiguerillabataillone. Die privaten Sicherheitsspezialisten sind offiziell keine Armeemitglieder und können sich auch an Kampfaktionen beteiligen, was den Soldaten untersagt ist. Für Ausbildung und Spionage stellen die USA die Logistik zur Verfügung.

Auch die am Donnerstag abgestürzte Cessna der drei Militärberater gehört der US-Regierung und war nach Angaben der kolumbianischen Streitkräfte auf einer Spionagemission gewesen, als plötzlich ein Motorschaden festgestellt wurde und die einmotorige Maschine notlanden musste. Campesinos der Gegend berichteten allerdings, sie hätten gesehen, wie Farc-Guerilleros die Cessna beschossen hätten und die Maschine danach eine Bruchlandung hingelegt habe.

Zwei der fünf Besatzungsmitglieder, ein kolumbianischer Geheimdienstagent und ein US-Amerikaner, wurden neben dem Flugzeugwrack tot aufgefunden – mit Kopf- und Brustschuss. Nach Militärangaben sind beide liquidiert worden. Die drei weiteren Besatzungsmitglieder wurden von den Guerilleros verschleppt. Sie tragen ein Satellitenpeilgerät bei sich, mit dem sich ihr Aufenthaltsort einfach feststellen lässt.

Für die Suche nach den drei Entführten haben die kolumbianischen Streitkräfte 4.000 Soldaten von Antiguerillaeinheiten in die südöstlich von Bogotá gelegene Provinz Caquetá abkommandiert, um das unwegsame Gelände aus Urwald und Bergen zu durchkämmen.

Unbeeindruckt von der Entführung zeigte sich am Freitag der US-Kongress und billigte weitere 532 Millionen Dollar Militärhilfe für Kolumbien. 368 davon sind reine Militärhilfe. Allein 92 Millionen dienen der Ausrüstung der Brigarde XVII, deren alleinige Aufgabe darin besteht, eine Ölpipeline der Oxidential Petroleum zu sichern.