: Raunen im Stiftungswald
Kulturprojekte soll künftig nur noch die Stiftung Niedersachsen fördern. Die Lotto-Stiftung soll sich, so plant es die Staatskanzlei, auf Sport und Integration konzentrieren. Dabei könnten kleine Theaterprojekte ins Hintertreffen geraten
Die Pläne sind noch nicht konkret, da hagelt es schon Proteste: Nicht nur der niedersächsische Landesverband Soziokultur beurteilt skeptisch, dass die Landesregierung die Kulturförderung künftig allein der Stiftung Niedersachsen überlassen will. Die bislang für kleine Projekte zuständige Lotto-Stiftung soll sich künftig auf Sport- und Integrationsprojekte konzentrieren. Auch Eckhart Mittelstädt, Geschäftsführer des Landesverbandes Freier Theater in Niedersachsen, fürchtet, dass freie Projekte so aus der Stiftungsförderung herausfallen könnten.
Die Gründe sind evident: Die Stiftung Niedersachsen, mit einer Summe von rund 50 Millionen Euro ausgestattet, steht in dem Ruf, sich auf „Leuchtturmprojekte“ zu konzentrieren. Mit denen müssten kleine und ländliche Projekte dann um Geld konkurrieren. Keine schöne Aussicht für die freien Theater, die sich bei der Lotto-Stiftung, die jährlich 2,5 Millionen Euro in Kultur investiert, bislang „gut und gewissenhaft“ beraten fühlen. „Die Stiftung Niedersachsen müsste ihre Kompetenz bei der Beurteilung kleiner Projekte erst noch beweisen“, sagt Frank Seidel, Geschäftsführer der niedersächsischen Lotto-Stiftung.
Wie die neue Stiftungsstruktur aussehen soll, weiß indes niemand. Denkbar wäre, dass ein Teil des Geldes von der Lotto- zur Niedersachsen-Stiftung wandert. Um kleine Projekte nicht zu benachteiligen, müsste Kompetenz mitwandern. Dabei wolle es die Politik aber wohl nicht belassen, glaubt Seidel. „Es sind sicherlich auch strukturelle Veränderungen geplant.“ Und wenn er auch vermutet, dass die Landesregierung – nach dem gescheiterten Anlauf von 2004 – das Ausscheiden von Lotto-Chef Reinhard Scheibe zum Jahresende nutzen will, um die Stiftungen neu zu ordnen, glaubt er nicht, dass die Politik die kleinen Projekte bewusst schädigen will. „Wahrscheinlich hat man die Folgen dieser Umstrukturierung einfach nicht bedacht“, sagt auch Theatermann Mittelstädt. „Denn letztlich würden die von der Niedersachsen-Stiftung abgelehnten Projektanträge der Kleinen beim Ministerium für Wissenschaft und Kultur landen, das die Löcher dann stopfen müsste. Das Problem würde also nur verlagert.“
Über das Profil der künftigen Stiftungslandschaft weiß man indes weder bei der Stiftung Niedersachsen noch in Ministerium Genaues. Die federführende Staatskanzlei rede derzeit mit allen Beteiligten, ist zu hören. Wann entschieden werde, sei noch offen. PETRA SCHELLEN