Im Kreise gedreht

Rundformen zusammengestellt, ohne dass das Konzept wirklich trägt: Die Produzentengalerie sucht mit der Schau „Matthies, Zimmermann, Luther, Nay, N. N.“ den Dialog zwischen arrivierter Avantgarde und Nachwuchskünstlern

Peter Piller ist ein Archivkünstler – einer, der im Sortieren und Neuarrangieren einen subtilen Blick auf die Welt ermöglicht. Seine Arbeit ist die kleinste der aktuellen Gruppenausstellung in der Produzentengalerie, doch sie hat einen prominenten Platz im Büroraum bekommen. Denn gleich neben die Farbfotografie aus dem Archiv einer Firma für Luftaufnahmen haben die Galeristen eine kleine Federzeichnung aus dem Jahr 1913 gehängt.

Doch was verbindet Max Ernsts Blatt Familie mit der Fotografie Peter Pillers? Zumindest so viel: Die ganze Ausstellung dreht sich um Kreise, um Rundformen und Zentrierung im weitesten Sinn. Und auf der kleinen Fotografie eines Einfamilienhauses ist ein runder Gartentisch zu entdecken, Symbol für den geschlossenen Bund der Familie, den Ernst in seiner Zeichnung beschwört. Doch das Bild ist faul geworden: Hinter dem Haus steht ein Mann, doch niemand nimmt am Plastiktisch Platz.

Es ist ein dünnes Band, das die Schau zusammenhält. Meister der Avantgarde wie Duchamp, Nay oder Ernst treffen auf junge Galeriekünstler. Gesucht wird der Dialog. Da steht etwa ein rundes Modell für einen Pavillon von Stephen Craig neben einer Waschbärfalle des Fallenkünstlers Andreas Slominski, einer vergitterten Röhre, vor der man sich lieber fern hält. Da bleibt man lieber bei Ernst Wilhelm Nay stehen: Sein Ölbild Motion von 1962 scheint ungefährlicher: eine klassische Position der Abstraktion des 20. Jahrhunderts.

Doch auch viel Durchschnittliches ist zu sehen, etwa Harald Richters Fotografie eines Straußeneis, Nicole Wermers studienhafte Collage Hintergrund 4 oder Gisela Bullachers kreisrunde Gleise: Ideen, die nicht reifen konnten – oder im Durcheinander der Gruppenausstellung auf engem Raum scheitern. Peter Zimmermanns Inseln, große Kunstharzkompositionen oder auch Rupprecht Matthies‘ Blaue Wolke bei Mond aus dem Jahr 1996 bleiben länger im Gedächtnis, doch auch sie scheinen das Thema der Schau bloß zu illustrieren. Auf der Suche nach Kreisen, nach Zentrierung in der Kunst wird man schnell fündig, auch lässt sich eine schöne Gruppenausstellung hängen. Doch als Konzept taugt die Idee wenig. So ist die Ausstellung vor allem eine Standortbestimmung der Galerie, ein spielerischer Versuch, sich im Kreis zu drehen: zusammenhängen, was ohnehin zusammenpasst. Marc Peschke

Matthis, Zimmermann, Luther, Nay, N.N.: Produzentengalerie, Admiralitätstraße 71; Di–Fr 11–13, 15–19, Sa 11–15 Uhr; bis 15. 3.