Shanghai schwebt, Revier rollt

Seit der Silvesterwoche können Passagiere mit dem Transrapid zwischen Shanghai und dem Flughafen pendeln – vor einem Jahr sollte der Magnetzug unbedingt auch durchs Ruhrgebiet flitzen

SHANGHAI/RUHR dpa/taz ■ Die Magnetschwebebahn Transrapid zum internationalen Flughafen Pudong in Schanghai hat ihren regulären Betrieb aufgenommen. Die Waggons seien „ziemlich voll“ gewesen, sagte ein Sprecher der Betreiber.

Drei Jahre nach der Vertragsunterzeichnung für den Bau des bis zu 470 Stundenkilometer schnellen Bahnsystems aus der Bundesrepublik geht der Transrapid in einen Halbtagsbetrieb. Der reguläre Betrieb wurde ohne jede Feierlichkeiten aufgenommen. Offiziell wurde das Magnetsystem am Neujahrstag in Betrieb genommen.

Seit der Probefahrt von Kanzler Gerhard Schröder und dem damaligen Ministerpräsidenten Zhu Rongji am Silvestertag 2002 ist die Bahn bereits im Probebetrieb gefahren – allerdings mit teilweise längeren Unterbrechungen für technische Anpassungen. So nutzten schon Touristen und organisierte Gruppen die Möglichkeit, mit der neuen Attraktion der Hafenmetropole zu fahren. Mehr als 500.000 Passagiere zählte der Transrapid während des Probebetriebs.

Die 30 Kilometer lange Doppelstrecke geht allerdings nur bis zum Stadtrand der Hafenmetropole. Dort müssen die Reisende in Taxis oder die U-Bahn umsteigen. Nach Angaben der Betreiber ist es aber schneller und billiger, mit dem Transrapid und dann der U-Bahn in die Innenstadt zu fahren als mit dem Taxi. Der achtminütige Magnet-Trip kostet umgerechnet 7,30 Euro.

Bei der Jungfernfahrt vor einem Jahr war neben Bundeskanzler Schröder auch der NRW-Ministerpräsident Peer Steinbrück(SPD) zugegen. Steinbrück und Schröder überboten sich damals in kühnem Optimismus, den Magnetzug bis zur Fußball-Weltmeisterschaft 2006 auf der Strecke Düsseldorf-Dortmund zu realisieren: „Ich möchte am Zeitplan festhalten, damit wir uns selbst disziplinieren und eine zeitliche Begrenzung setzen“, sagte Steinbrück am Rande des Staatsbesuchs.

Das NRW-Technikprojekt wurde wegen ungelöster Finanzierungsfragen Ende Juni 2003 endgültig beerdigt. Im Düsseldorfer Signal, das die Koalitionsstreitigkeiten zwischen SPD und Grünen im Bundesland beendete, heißt es: „Wir verzichten auf den Metrorapid und gewinnen die Bereitschaft des Bundes zur Realisierung einer Metro-S-Bahn Dortmund – Köln.“ Doch auch bei der schnellen S-Bahn gibt es noch keine verbindlichen Finanzierungszusagen aus Berlin.

Die Transrapidtechnik soll nur noch in München zur Anwendung in der Bundesrepublik kommen.Zum Jahreswechsel 2009/2010 wird er voraussichtlich dort den Fahrbetrieb aufnehmen. Im September 2004 soll das Planfeststellungsverfahren für die 1,6 Milliarden Euro teure Magnetschwebebahn beantragt werden. Der Baubeginn der Trasse zum Flughafen ist für 2006 geplant. Auch hier klafft in der Finanzierung ein Millionenloch. Bayern hofft auf 800 Millionen Euro Zuschuss vom Bund. Bundesverkehrsminister Manfred Stolpe (SPD) stellt bislang 675 Millionen Euro in Aussicht.