: „Wir wissen nicht viel von Jesus“
betr.: „Eine Stimme der Korrektur: Phantome und Pharisäer“ von Rosemarie Nünning, taz vom 24. 12. 03
Als gläubiger Christ bin ich über Ihre Behauptung, dass es für Jesu Existenz „keinen historisch tauglichen Beweis gibt“, schockiert. Es müsste Ihnen bekannt sein, dass das nicht stimmt. Der römische Geschichtsschreiber Tacitus schreibt über Jesus, außerdem wird in den Schriftrollen von Qumran über ihn berichtet. Insofern ist Ihre Behauptung, die Sie ausgerechnet an Weihnachten unter Ihren LeserInnen verbreiten falsch und völlig fehl am Platze. […]
ULF MEHNEN, Hamburg
betr.: „Die vierbeinige Fliegenklatsche des Jesuskindleins“ von Philipp Gessler, taz vom 24. 12. 03
Warum nur macht Philipp Gessler beim Entsorgen des Ministalls unterm Weihnachtsbaum Halt bei Ochs und Esel? Auch die übrige „Weihnachtsgeschichte“ ist eine Legende, die ganze Krippe mit dem süßen Jesulein gehört daher genauso entsorgt.
Wer zu Jesus finden will – warum nicht? –, muss zuallererst, angefangen bei seiner Geburt, den Müll aus Märchen und Legenden beseitigen. Also: Keine biologisch unsinnige Jungfrauengeburt, keine Volkszählung, keine Krippe mit einem Stern nur über diesem Stall, kein Herodes, der alle Knaben umbringen ließ (tatsächlich nur drei seiner Söhne, weil sie ihn angeblich vom Thron stürzen wollten), keine Magier, Weisen oder Könige aus dem Morgenland (folglich auch keine „echten“ Gebeine im Kölner Dom) usw. Die „Evangelisten“ genannten Schriftsteller, die diese wunderschönen Erzählungen erfanden, widersprachen sich in den Darstellungen selber. Während Lukas z. B. Maria und Josef von Nazareth nach Bethlehem wandern lässt, damit Jesus, wie im Alten Testament geweissagt, in der „Davidsstadt“ geboren wird, lässt Matthäus das Paar umgekehrt marschieren, damit Jesus später dem Prophetenwort vom „Nazaräer“ entspricht. In ihrem Weltbestseller „Nein und Amen“ schreibt Uta Ranke-Heinemann, die später mit Lehrverbot belegte erste katholische Theologieprofessorin der Welt: „Wir wissen nicht viel von Jesus. … Dieser Jesus liegt nicht nur in Jerusalem begraben, sondern auch unter einem Gebirge von Kitsch und Fabelei und kirchlicher Phraseologie. Es gilt, einen Verschollenen und Vermissten wiederzufinden.“ WERNER ALBERTS, Essen