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Archiv-Artikel

Trotz Konkurrenz: CentrO bleibt Platzhirsch

Der Stadtplaner Arnold Voß gibt neuen Einkaufzentren in den Ruhrstädten keine Überlebenschance. Gut für Städte, Einzelhandel und KundInnen wäre ein Scheitern der Malls. Bessere Zusammenarbeit der Kommunen überfällig

RUHR taz ■ Die großen Städte im Ruhrgebiet haben nach Ansicht des Essener Stadtplaners Arnold Voß nur eine Chance: Sie müssen ihre Innenstädte aufwerten und auf neue Einkaufszentren verzichten. „Neben dem CentrO in Oberhausen kann es nichts mehr geben.“ Der Erfolg der riesigen Shopping-Mall mit Geschäften auf 70.000 Quadratmetern sei nicht wiederholbar. Die KundInnen der „Malls“ würden stets das größte Zentrum aufsuchen. Und so würden spätestens mit der geplanten Erweiterung des CentrO auf 100.000 Quadratmeter Verkaufsfläche Pläne für entsprechende Zentren in Duisburg, Dortmund oder Essen unrealistisch.

Doch die Städte halten an ihren hochfliegenden Plänen fest. In Dortmund will Oberbürgermeister Gerhard Langemeyer (SPD) „3do“ aus der Taufe heben. Das „Shopping-Freizeit und Entertainment-Center“ am Hauptbahnhof soll bis zur Fußball-Weltmeisterschaft 2006 fertig sein. Seit dem Planungsbeginn vor drei Jahren hat sich das Konzept fast monatlich verändert: Mal gab es weniger Verkaufsfläche, mal ein kleineres Hotel, zuletzt wollte die Bahn ganz aus dem Projekt aussteigen. Doch Langemeyer bleibt stur: „3do hat für uns Vorrang.“ Dabei werden über 80 Millionen Euro Landesgelder nach Dortmund gepumpt. Voß nennt das Verschwendung. „Mit 80 Millionen Euro könnte besser die Attraktivität der Dortmunder Innenstadt erheblich gesteigert werten“. Denn im Gegensatz zu den Malls böten die Innenstädte den Shopping-Kunden auch Ruhe-Oasen wie Grünflächen oder auch Kirchen. „Diesen Vorteil gilt es konsequent auszubauen“, sagte der Dozent. Mit einem Einkaufszentrum würden die Städte dagegen nur ihren eigenen Innenstädten den Umsatz abgraben.

Das ist auch in Duisburg zu befürchten: In der dahinsiechenden Innenstadt steht jedes siebte Geschäft leer, viele Verkaufsräume werden nur noch an Ramschläden vermietet. Trotzdem glaubt Oberbürgermeisterin Bärbel Zieling (SPD) an den „großen Wurf“, der „Aufsehen erregen soll.“ Doch Multi Casa hat bisher nur negative Schlagzeilen produziert: Eigentlich sollte es 250 Millionen Euro kosten und von einem 65 Meter hohen Pylon überragt werden. Der ursprüngliche kanadische Investor rechnete nach und erkannte, dass doch nicht halb Deutschland und die Benuluxländer in Duisburg shoppen wollen und sprang ab. Das Projekt schrumpfte von 170.000 auf 70.000 Quadratmetern, jetzt sollen es 90.000 werden. Der Hamburger Projektentwickler ECE will 2005 mir dem Umbau der A59 und mit dem Abriss einiger Gebäude am Hauptbahnhof beginnen.

Die Essener Arcaden stecken ebenfalls noch in den Kinderschuhen: Wie eine Banane soll sich die Shopping Mall vom Bahnhof zum Unigelände schlängeln, das Glasgebäude mit 150 Geschäften auf drei Ebenen soll 2006 eröffnet werden. Wie in Dortmund könnte die Bahn die Pläne durchkreuzen: Sie überlegt bereits, die für den Güterverkehr unverzichtbare Strecke auf dem Gelände wieder zu reaktivieren. Damit wären die Arcaden gestorben.

Nach Ansicht von Voß wären dies gute Nachrichten für das Ruhrgebiet: „Dann könnten sich die vier großen Städte Dortmund, Bochum, Essen und Duisburg abstimmen und auf ihre Zentren konzentrieren.“ Wenn Dortmund auf das Konzerthaus setze, könne die nächste Stadt ihre Museen in den Mittelpunkt rücken. Daneben sollten Angebote wie Spielplätze oder eine Palette von Gaststätten die Stadtzentren als Alternative zu den Malls etablieren. ANNIKA JOERES