band on the run von RALF SOTSCHECK :
An diesen Fall möchte die irische Einwanderungsbehörde eigentlich nicht erinnert werden. Doch nun dreht der Mann, der damals verantwortlich dafür war, einen Film über die peinliche Angelegenheit. Barry Mulligan war 1999 irischer Honorarkonsul in Bukarest. Eines Tages flatterte ihm ein Visumsantrag auf den Tisch: Ein 41-köpfiger rumänischer Chor wollte an einem Musikfestival im westirischen Sligo teilnehmen. Um ihren Antrag zu untermauern, legten sie eine CD mit klassischen Liedern bei, die sie selbst produziert hatten. Der Honorarkonsul war von dem Gesang so angetan, dass er die Visa erteilte. Kaum waren die 41 Sängerknaben in Dublin gelandet, verschwanden sie. Bis heute ist keiner von ihnen wieder aufgetaucht. Die Einwanderungsbehörde vermutet, dass sie irgendwo auf der Grünen Insel schwarz arbeiten – allerdings nicht als Sänger. Eine Nachfrage in Rumänien ergab, dass dieser Chor nie existiert hatte.
Mulligan schrieb nun das Drehbuch für „Sliding Dice“ und ist in dem Film über die erschlichene Einreise einer der Hauptdarsteller. Allerdings spielt er sich nicht selbst, sondern seinen Namensvetter Mickey Mulligan, einen irischen Kleinkriminellen, der damals half, die Behörden hinters Licht zu führen. Mickey produzierte die CD, mit der die irischen Behörden gefoppt wurden, und musste immer auf der Hut vor der rumänischen Mafia sein, die den Menschenschmuggel gern unter Kontrolle behalten wollte.
Barry Mulligan versichert, dass die irischen Behörden und das Außenministerium in seinem Film nicht lächerlich gemacht werden. „Ich glaube, die Iren werden die Kreativität der 41 Rumänen bewundern“, sagt er. „Schließlich erinnert uns das an unsere eigenen Gaunertricks, die wir angewandt haben, um in die USA zu gelangen, als Irland noch das Armenhaus Europas war.“
An fantasievollen Gaunertricks, mit denen man den Leuten das Geld aus der Tasche ziehen kann, hat es den Iren noch nie gemangelt – man denke nur an die Dubliner Regierung, die jedes Jahr neue Steuern erfindet. Ein anderer Ire, Pat O’Connell, hat sich darauf spezialisiert, die internationale Pologemeinde abzuzocken. Das alberne Hockey mit Pferden, das Hobby von Prinz Charles, ist so englisch wie Cricket – nur exklusiver, weil man einen Gaul als Zubehör benötigt. Polospieler haben Geld und halten zusammen. Das hat O’Connell ausgenutzt. Er bereiste die Poloclubs Europas und tischte den Vereinsmitgliedern Lügenmärchen auf, die dem gehobenen Standard der Opfer angemessen waren. Er habe gerade mit dem Rolling Stone Keith Richard auf Barbados Polo gespielt, als ihm seine Brieftasche gestohlen wurde, erklärte er den Polofreunden meistens. Nachdem sie ihm mehrere Wochen Kost und Logis gewährt und eine beträchtliche Summe geliehen hatten, verschwand O’Connell stets. Inzwischen ist die Pologemeinde allerdings vor „Pat, dem Gauner“ gewarnt, so dass er sich ein neues Betätigungsfeld suchen musste: die „Hash House Harriers“, die keineswegs illegale Kräuter rauchen, sondern Hasen mit Hunden jagen. O’Connell kann nun deren 1.600 Zweigstellen abgrasen. Dann wissen diese Sportsfreunde endlich, wie es ist, wenn einem das Fell über die Ohren gezogen wird.