: Fischer in der Zwickmühle
Um Dorsch und Seehecht zu retten, schränkt die EU Fangzeiten ein. Deftige Gewinneinbußen auf der Ostsee. Lediglich Muschelzucht erfolgreich
Kiel lno ■ Für die Umweltschützer gehen die Beschlüsse der Europäischen Union zur Schonung gefährdeter Fischarten überhaupt nicht weit genug – für die Fischer an Nord- und Ostsee sind sie dagegen existenzgefährdend. Das gilt vor allem für den in der Ostsee „Dorsch“ und in der Nordsee „Kabeljau“ genannten Fisch. Als „Brotfisch“ sichert der Dorsch vielen Betrieben die Existenz.
Die Fischer stecken in einer Zwickmühle: „Nahezu alle für unsere Kutterfischer wichtigen Fischarten sind in ihrem Bestand gefährdet und bedürfen dringend des Schutzes“, sagt Schleswig-Holsteins Fischereiminister Klaus Müller (Grüne). „Zwangsläufig bedeutet das für die betroffenen Fischer Einschränkungen beim Fang.“
Nach Angaben der EU ist neben dem Kabeljau auch der Seehecht besonders gefährdet. Daneben seien durch Überfischung Scholle, Seezunge und die Kaisergranat-Krabbe bedroht. Einem EU-Beschluss zufolge dürfen die Flotten in den für Kabeljau und Seehecht typischen Gewässern nur noch eine bestimmte Zahl von Tagen im Monat fischen. Die Zahl der Kontrollstichproben zu den Fangmengen sollen erhöht werden. Die Kommission kann Jungfisch- und Laichgebiete zeitweise sperren.
Bereits im vergangenen Jahr mussten die Ostseefischer zusätzlich zu dem üblichen dreimonatigen Sommerfangverbot ein sechswöchiges Dorschfangverbot im Mai und Juni verkraften. Handel und Industrie versorgten sich prompt mit Fisch aus anderen Ländern. „Das hatte zur Folge, dass die deutsche Ware mit Aufnahme der Fangtätigkeit nach Beendigung der Liegezeit nur noch mit erheblichen Preisabschlägen abgesetzt werden konnte“, stellt das Fischereiministerium fest.
Zur gleichen Zeit gingen die Fischanlandungen der Ostseefischer bis einschließlich Oktober von rund 9.700 Tonnen im Vorjahr auf 8.500 Tonnen zurück. Der Erlös verringerte sich von 15,5 Millionen Euro auf 10,3 Millionen Euro um fast 34 Prozent.
Auch die Krabbenfischer an der Nordsee mussten heftige Preiseinbrüche verkraften. Das lag aber nicht am schlechten Garnelenbestand, sondern am schwierigen Markt. Während den Fischern bis einschließlich Oktober mit 5.100 Tonnen etwa die Vorjahresmenge ins Netz ging, brach der Erlös um 4,4 Millionen auf rund 12,7 Millionen Euro ein.
Der Verbraucher war der Nutznießer: Der Durchschnittspreis von rund 3,50 Euro sank um 27 Prozent auf 2,50 Euro je Kilogramm. Minister Müller rät zu größeren Einheiten: „Zusammenhalten und Zusammenschließen kann daher nur die Devise unserer Krabbenfischer lauten.“ Diese Richtung werde er auf jeden Fall unterstützen.
Lediglich die Muschelzucht an der Nordseeküste konnte gute Zahlen vorweisen. Nach zwei schlechten Jahren kletterte ihre Produktion bis Oktober von 3.500 Tonnen auf 17.700 Tonnen. Der Erlös schnellte von 2,3 Millionen auf 12,3 Millionen Euro.