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Archiv-Artikel

Mister Money vor Gericht

Millionenbetrüger Jürgen Harksen wird ab Freitag in Hamburg der Prozess gemacht. Nach neunjähriger Flucht in Südafrika sitzt er auf der Anklagebank am Kapstadtring

Sein luxuriöser Lebensstil war seine Visitenkarte. Teure Autos, eine Yacht und ausschweifende Partys bescherten ihm den Spitznamen „Mister Money“ und KundInnen, die ihm einen Teil ihres Vermögens anvertrauten. Schließlich hatte Jürgen Harksen Gewinne um die 1300 Prozent versprochen, und wer mit Geld um sich werfen kann, dachten seine KundInnen, der kennt sich damit aus. Sie verloren durchweg ihre Einlage, und Harksen floh. Das war Ende 1993. Ab diesen Freitag muss sich der Millionen- und Millionärsbetrüger vor dem Hamburger Landgericht verantworten. Seine Ehefrau ist wegen Beihilfe zum Betrug angeklagt.

Es ist eine Ironie der Geschichte, dass die Harksens ausgerechnet im Gericht am „Kapstadtring“ auf der Anklagebank sitzen werden. Denn die vergangenen neun Jahre haben die Eheleute mit den drei Söhnen in Südafrika verbracht, wo sie ihren aufwendigen Lebensstil fortsetzen konnten. Durch juristische Tricksereien hat der heute 42-jährige Harksen es über Jahre geschafft, sich seiner Auslieferung nach Deutschland und der Strafverfolgung zu entziehen.

Erst vorigen Oktober hat Harksen seiner Überstellung zugestimmt – nicht, ohne selbst das wieder zu Geld zu machen. Seinen Anwälten hat er exklusive Filmrechte zum Verkauf übertragen, ehe er in Hamburg ins Untersuchungsgefängnis Holstenglacis kam.

Dem gebürtigen Flensburger sollte ursprünglich der Prozess wegen Betruges an 262 Anlegern gemacht werden, es ging um eine Betrugssumme von mehr als 32 Millionen Euro. Zu seinen KundInnen zählten viele Hamburger Prominente wie etwa Pop-Millionär Dieter Bohlen und „Baulöwe“ Siegfried Greve. Da das südafrikanische Justizministerium Harksen aber nur wegen 68 Einzeltaten ausgeliefert hat, darf er auch nur für diese vor Gericht gestellt werden. Der Vorwurf der Anklage, über die nun verhandelt wird, lautet jetzt nur noch, dass Harksen zwischen 1990 und 1992 insgesamt drei Anleger um 35 Millionen Mark geprellt haben soll.

Und seine Verteidigung hält es für möglich, dass Harksen dafür nur eine Bewährungsstrafe bekommt. ELKE SPANNER