: Was die SPD will
Deutschland soll Spitzenhochschulen bekommen. Das sollen zusätzliche Gelder vom Bund für wenige bestehende Unis und rigidere Auswahl der Studenten bewirken
BERLIN taz ■ Ein detailliertes Konzept für eine deutsche Elite-Universität hat die SPD noch nicht ausgearbeitet. Doch die Konturen einer zukünftigen deutschen Ivy League lassen sich erkennen. Die SPD will die „Struktur der Hochschullandschaft“ verändern und internationale Spitzenhochschulen schaffen, „vergleichbar den Universitäten von Harvard und Stanford“, schreibt sie in ihren „Weimarer Leitlinien“ zur Innovation.
Die SPD will nicht nur ein deutsches Harvard. Etwa zehn bereits bestehende Universitäten sollen besonders gefördert werden, Neugründungen sind nicht vorgesehen. Stattdessen sollen Institute und Forschungseinrichtungen mehr Geld erhalten, die bereits international renommiert sind. Das vorhandene Potenzial soll also durch mehr Mittel, vor allem für die Forschung, ausgebaut werden.
Welche Unis sich demnächst vielleicht über mehr Geld freuen können, wird noch nicht gesagt. Peter Glotz, Medienprofessor an der Schweizer Universität Sankt Gallen und ehemaliger SPD-Bundestagsabgeordneter, hat aber neben der Berliner Humboldt-Uni die Technische Hochschule Aachen, die Technische Universität München oder die Unis Heidelberg und Tübingen ins Gespräch gebracht.
Finanziert werden soll die Spitzenförderung nicht über Mittelkürzungen bei den restlichen Universitäten und Instituten. Die Hochschulen würden auch weiterhin Sache der Länder bleiben. Die zusätzlichen Mittel will die SPD den Bund zahlen lassen. Denkbar ist eine Stiftung für Bildung und Wissenschaft.
Wichtige Voraussetzungen für die Konkurrenz mit Spitzenuniversitäten auf internationaler Ebene sind bereits geschaffen. Die Hochschulautonomie wurde ausgebaut, die Position der Rektoren gestärkt. Sie können inzwischen bedeutend mehr entscheiden als früher – und werden in Zukunft wahrscheinlich eine immer stärkere Position erhalten. Und was die Auswahl der Studierenden angeht: Bereits jetzt können die Unis ein Viertel ihrer Studenten selbst wählen. Eine Initiative im Bundesrat will diesen Anteil auf bis zu 50 Prozent erhöhen – ein Schritt in Richtung „System Harvard“. FLORIAN OEL