: Ahaus wird grüner Super-GAU
„Falsch, verlogen und rücksichtslos“: Anti-Atom-Initiative kritisiert Atompolitik der grünen Landtagsfraktion scharf. Grüne wollen Parteiratsbeschluss zu Castor-Transporten überprüfen
VON ANDREAS WYPUTTA
Die Bürgerinitiative „Kein Atommüll in Ahaus“ (BI) hat die Atompolitik der grünen Landtagsfraktion scharf kritisiert. Die grüne Atompolitik sei „falsch, verlogen und rücksichtslos“, schreiben BI-Vorsitzender Burkard Helling und Pressesprecher Felix Ruwe in einem offenen Brief an die grünen Landtagsabgeordneten. Mit ihrem Parteiratsbeschluss vom 14. Dezember hätten sich die nordrhein-westfälischen Grünen aus der Anti-Atom-Bewegung verabschiedet“. Eine Kontrolle des Zwischenlagers durch die Anti-Atom-Partei erfolge nicht: „Grüne Atompolitik wird offensichtlich nicht von Sachverstand gesteuert.“
In dem Parteiratsbeschluss heißt es, Lieferungen aus dem ehemaligen DDR-Forschungsreaktor im sächsischen Rossendorf bei Dresden seien „Transporte zur Abwicklung der Atomenergie“. Sie müssten anders bewertet als Transporte aus laufenden Atomkraftwerken – trotz des später nötigen Transports in ein noch zu bauendes Endlager. Die Castor-Lieferung nach Ahaus sei „ein Schritt, Rossendorf zur grünen Wiese zu machen“.
Doch Rossendorf wird nicht zur grünen Wiese. Der Dresdner Vorort bleibt zentrale Sammelstelle aus Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen. In einem Hochsicherheitstrakt lagern außerdem hochradioaktive Abfälle, teilweise noch aus DDR-Zeiten. Selbst die sächsischen Grünen lehnen die Castor-Transporte nach Ahaus ab: „Ein mehr an Sicherheit wird es dadurch nicht geben“, sagt Landesgeschäftsführer Andreas Jahnel. „Die Transporte sind überflüssig.“ Offensichtlich hätten die NRW-Grünen das sächsische Rossendorf mit dem brandenburgischen Rheinsberg verwechselt – dort entsteht nach dem Abriss eines Atomkraftwerks tatsächlich wieder eine grüne Wiese.
Rüdiger Sagel, atompolitischer Sprecher der grünen Landtagsfraktion, gibt sich zerknirscht: „Diese Information war im Detail hier so nicht bekannt.“ Der Parteiratsbeschluss müsse überprüft und revidiert werden: „Grundsätzlich lehnen wir Atommülltransporte aus anderen Bundesländern nach Ahaus ab.“ Auch Frithjof Schmidt, Landesvorstandssprecher der Grünen, kündigte Gespräche mit den sächsischen Grünen und eine Überprüfung des Parteiratsbeschlusses an: „Dann müsste ein Zwischenlager auch für Rossendorf beantragt werden.“