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Archiv-Artikel

Antifa verdunkelt Leinwand

Knall auf Fall sagte die Düsseldorfer „Lichtburg“ die Aufführung von Peter Kerns Film „Hamlet – This is your Family“ ab. Er wird heute Abend dennoch gezeigt – in der Maschinenhalle in Flingern

VON PETER ORTMANN

Die Antifa in Düsseldorf hat es geschafft. Mit einem eingeworfenen Schaukasten und ein paar anonymen Anrufen wurde die Aufführung von Peter Kerns Film über Christoph Schlingensiefs Hamlet-Inszenierung in Zürich verhindert.

„Als Kino sehen wir uns nicht in der Lage, die Veranstaltung so zu gestalten, dass die Sicherheit unserer Gäste und Mitarbeiter gewährleistet ist“ , sagt Stefan Süß, Pressesprecher der Düsseldorfer UFA-Kinos. Merkwürdigerweise betont er gleichzeitig, dass ein Kino auch ein Forum zur demokratischen Meinungsbildung sei.

Der umstrittene Film mit dem ehemaligen Neonazi Torsten Lemmer wird dennoch (heute abend 20:00 Uhr) in Anwesenheit von Regisseur Peter Kern in der Maschinenhalle in Düsseldorf Flingern gezeigt. „Der Film ist schon vor der Premiere deformiert worden“, sagte der österreichische Künstler vor seinem Abflug in Wien. Ihm waren von der Antifa, „alles 14 bis 18-jährige Jüngelchen“, so Kern, schon bei der Pressekonferenz Schläge angedroht worden. „Eigentlich war das eher rührend“, lacht Kern, den die Absage der Aufführung in der Lichtburg sehr schockiert hat. „Ich habe jetzt in Düsseldorf Berufsverbot“, sagt er, mit Blick auf beleidigende Aussagen des Kulturdezernenten Hans-Heinrich Große-Brockhoff (CDU). „Der hat vom Flimmern im Kino früher immer Kopfschmerzen bekommen.“

Richtig sauer ist Christoph Schlingensief, der mit seiner Inszenierung den Stoff für den Film lieferte: „Ich finde das total interessant, dass die Antifa nach dem Innenminister ruft, wo sie diesen sonnengebräunten Rechtsverdächtigen immer bekämpft hat“, sagt Schlingensief der taz. Er inszeniert gerade wieder in Zürich und kann an der Filmpremiere in Düsseldorf nicht teilnehmen. Die Haltung der Stadt bezeichnet er als Dorfposse: Als bekannt wurde, dass der Ex-Neonazi Torsten Lemmer in Düsseldorf mit einer bunten Liste bei der nächsten Kommunalwahl mit Schlingensief als Bürgermeisterkandidat antreten wolle, schlug Noch-Bürgermeister Joachim Erwin zurück: „Die Düsseldorfer wissen Politik von Klamauk zu unterscheiden“, sagte Erwin.

Für Schlingensief absurd. „Was habe ich mit Düsseldorf zu tun, die bekämpfen einen Typen, der so ist, wie sie“. Lemmer, der inzwischen mit einer Marokkanerin verheirat ist, wolle wieder in die Gesellschaft zurück, sagt Schlingensief und er wisse, das er auf der politischen Bühne die Spielregel zu beachten habe. Aber Lemmer sei eher auf einem Erich Mende Weg und da könne man ja gleich die FDP wählen.

Als Sozialist, Österreicher und Jude sieht Peter Kern die Demokratie gefährdet. Was die Lichtburg mache, sei beängstigend. Aber mit der Kunst könne das ja jeder machen.

Dass der Film doch gezeigt wird, hat Kern seinem Freund und Rechtsanwalt Tobias Krumbiegel zu verdanken: Der stellte die von ihm betriebene Maschinenhalle sofort zur Verfügung. Hier können die Vorgänge bei der Veranstaltung „Was darf die Kunst und was darf die Politik nicht“ kontrovers diskutiert werden. Kern hat dazu auch die Düsseldorfer Antifa eingeladen: „Schlagen sie mich halt, dann kommen Sie sicher Ihren Argumenten und Ihrer eigentlichen Absicht näher“, sagte er ihnen.