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Archiv-Artikel

Bergedorfer Gestolper

Morgen entscheidet Bergedorfer Bezirksversammlung, ob nun auch in Bergedorf Steine an Nazi-Opfer erinnern dürfen. CDU hat eingelenkt, Schill-Patei bleibt beim „Nein“

Von san

Während in allen anderen Hamburger Bezirken inzwischen 250 Stolpersteine an Nazi-Opfer erinnern, scheiterte das in Bergedorf bisher am Widerstand von CDU und Schill-Partei. Morgen steht das Thema wieder auf der Tagesordnung. Rechtzeitig zu einer von der SPD veranstalteten Diskussion über den Beschluss von CDU und Schill-Partei meldete die CDU ihr Einlenken. Sie will einen neuen Antrag einbringen. Darin heißt es: „Die CDU-Fraktion steht zu ihrer Einschätzung, nach der sie zur Ehrung von Opfern des Nationalsozialismus Tafeln an Häusern würdiger findet als Stolpersteine.“

Sie erkenne aber an, dass sie die Form der Ehrung „nicht vorschreiben kann“. Wenn also die Nachfahren der Opfer ausdrücklich Stolpersteine wünschten, so werde dem Rechnung getragen. Für die Verlegung schlägt die CDU öffentliche Flächen vor, beispielsweise vor dem Bergedorfer Schloss. Auf Gehwegen dürften Stolpersteine nur verlegt werden, wenn der Hauseigentümer zustimme.

Letzteres lehnt die SPD-Fraktion ab, denn „auf öffentlichem Grund entscheidet nicht ein Hausbesitzer, sondern die Politik“, sagt Christel Oldenburg, kulturpolitische Sprecherin der Fraktion.

Die Schillianer hingegen bleiben beim Alten: Unter Verweis auf seine jüdischen Vorfahren beteuert Fraktionsvorsitzender Frank-Michael Bauer: „Es geht nicht darum, Gedenken zu verhindern, es geht um die Art.“ Bauer findet: „Die Auseinandersetzung mit dem Dritten Reich muss an der Stätte des Grauens erfolgen.“ Bei einem Stein im Boden halte niemand inne. Den Antrag der CDU, die Steine auf öffentlichen Plätzen zu verlegen, hält er für „Schwachsinn“.

Bauer glaubt, dass mit den Steinen „die Würde dieser Menschen mit Füßen getreten wird“, sieht aber in der ganzen Sache ohnehin eher die Tiefbauabteilung als die Politik zuständig. Tatsächlich hätte das Bezirksamt auch einfach entscheiden können, hätten es nicht Bürger durch Petitionen zu einer Sache der Bezirksversammlung gemacht. Bauers Fraktionskollege Andreas Jannusch findet übrigens: „Gegen das Vergessen gibt es schon genug.“ Er habe nichts gegen die Steine, „aber dagegen, dass da jemand durchs Land fährt, der den Leuten ein schlechtes Gewissen zu machen versucht und damit noch Geschäfte macht“. san