: Rot-Grüne suchen neuen TV-Star
Die rot-grünen Medienpolitiker Rudolph und Keymis fordern neues Ruhrgebiets-Fernsehen. Ereignis-Raum Revier brauche eine gemeinsame TV-Sendung. WDR verteidigt sein „Lokalzeit“-Konzept
VON MARTIN TEIGELER
Das Ruhrgebiet soll zum Fernseh-Star werden. Die Landtagsabgeordneten Karsten Rudolph (SPD) und Oliver Keymis (Grüne) fordern ein Revier-Fernsehen. „Der WDR sollte das Ruhrgebiet als einheitliches Sendegebiet begreifen“, sagten die beiden WDR-Rundfunkräte Rudolph und Keymis gestern vor der Ruhrpressekonferenz in Essen. Der WDR reagierte zurückhaltend auf die Vorschläge. „Unsere ‚Lokalzeiten‘ sind mit 20 Prozent Einschaltquote sehr erfolgreich“, verteidigte Harald Brand, Chefredakteur Landespolitik, sein Konzept.
Ruhr-Triennale, Verwaltungsreform, Kulturhauptstadt. In vielen Bereichen werde das Ruhrgebiet zum „Ereignisraum“ – nur nicht im Fernsehen, begründete der stellvertretende SPD-Landesvorsitzende Karsten Rudolph den Vorschlag. Auf der Mattscheibe sei das Revier gespalten. „Die größte Stadt Deutschlands, die ‚Ruhrstadt‘, hat bis heute kein gemeinsames Fernsehen“, hatte Rudolph unlängst bereits in der taz kritisiert. Der WDR deckt das Ruhrgebiet derzeit nicht als Ganzes ab (siehe Kasten).
Auch der grüne Abgeordnete Oliver Keymis bemängelte die TV-Spaltung des Potts bei dem öffentlich-rechtlichen Sender. Das derzeitige WDR-Sendeformat entspreche eher einer Lokalisierung von Nachrichten. „Jede Lokalzeit berichtet über den Banküberfall um die Ecke“, so Keymis. Zusammenhänge in der Region, Probleme des Ruhrgebiets als Ganzes kämen zu kurz. „Deshalb muss die Diskussion über ein Ruhrgebiets-TV jetzt geführt werden“, sagte der grüne Medienpolitiker.
Harald Brand vom WDR ist dankbar für die Vorschläge der Rundfunkräte: „Dafür sind sie ja da.“ Man werde versuchen, die Arbeit noch zu verbessern. Doch das „Lokalzeit“-Konzept sei schon jetzt erfolgreich, erreiche täglich eine Million Zuschauer. Über das „Ruhrgebiet“ mag Brand nur in An- und Abführung sprechen. „Der Duisburger Zuschauer interessiert sich eher nicht für Hamm – und umgekehrt“, glaubt der WDR-Chefredakteur Landespolitik.
Brand ist die Stimme der Beharrungskräfte im WDR. Gebührendebatte, Kürzungsvorschläge – die Öffentlich-Rechtlichen haben schon genug Reformdebatten am Hals. Auf den Vorschlag der Medienpolitiker reagiert der Sender entsprechend kühl.
Wann ihre Vision Wirklichkeit werden könnte, wollen weder Karsten Rudolph noch Oliver Keymis vorhersagen. „Beim WDR dauert sowas“, ahnt der SPDler. Auch der grüne Kollege Keymis stapelt tief: „Vielleicht wissen wir 2006, dass die Reform kommt.“