: Singende Scharfrichter der Romantik
Die Kölner Marion Scholz und Holger Edmaier – als „Duotica“ auf der Bühne vereint – erhalten den Nürnberger Sonder-Kabarettpreis. „Sie loten charmant-frech die Grenzen des Genres aus“, lobt die Jury die beiden Chansonsänger
Von INGO PETZ
Wenn ein Clown über eine schwarze Katze fällt, seinen Kopf erhebt, dann leise weint und doch noch lächelt, einen Schluck Rotwein nimmt und schließlich sagt: „Eigentlich ist alles gar nicht so schlimm“ – um im nächsten Moment tot umzufallen, dann ist das „Duotica“. Das Kölner Chanson-Duo ist der singende Scharfrichter der Romantik.
Morgen gibt es den ersten großen Preis für Marion Scholz und Holger Edmaier: den Sonderpreis des Deutschen Kabarettpreises, bundesweit der zweitschönste Kleinkunstpreis, seit 1991 vom Nürnberger Burgtheater in drei Kategorien verliehen. Der Hauptpreis geht an Lisa Politt („Herrchens Frauchen“), den Förderpreis gibt es für die Nachwuchskünstlerin Käthe Lachmann.
Das Burgtheater, Förderer der Kabarettkunst, war so etwas wie der internationale Entdecker von „Duotica“. „Das war unsere erste Bühne außerhalb Kölns. Wir müssen denen sehr dankbar sein, dass sie uns nicht gleich fortgejagt haben. Wir freuen uns sehr über den Preis“, sagt Marion Scholz, eine gebürtige Koblenzerin, die Sport und Musik studierte und wegen ihrer Frisur als Kind „Prinz Eisenherz“ oder „Mona Lisa“ genannt wurde. Sie traf den Bremer Diplomsportlehrer Holger Edmaier 1998. Es muss sofort gefunkt haben. Denn kabarettistisch gab es gleich die ersten Gehversuche auf der Kölner Förderbühne „Atelier-Theater“, das zur Hausbühne von Duotica geworden ist.
Seitdem geht es in der üblichen Ochsentour durch Deutschlands Kellertheater, zuweilen mit einer Handvoll Gästen und einer Gage von 20 Euro, wie in Weimar im Oktober 2003: „Das war erste Mal, dass wir unsere komplette Gage versoffen haben.“
Die Tingeltour durch die Provinz hat sich gelohnt. Deutschland bekam ein frisches Musikkabarett, das in nur sechs Jahren zu den Tufts, Dees und Bettancors des neuen deutschen Chansons aufschloss, mit selbst geschriebenen bitter-komischen Liedern, die Melancholie wieder als ernst zu nehmende Hoffnung definieren. Duotica ist Kabarett, das „mit seinem mitreißend unkonventionellen Chansonkabarett charmant-frech die Grenzen des Genres auslotet“. So die Laudatio aus Nürnberg.
Besonders deutlich wird das im nun ausgezeichneten (vorletzten) Programm „Nachtschattengewächse“ – eine kaleidoskopische Reminiszenz an die Stimmungen und Kinder der Nacht. Allein der wunderbare Ohrwurm „Nachts“ ist zum kleinen, großen Rebell einer aufstrebenden Chanson-Moderne geworden – ein wohltuender Kontrast auf den sonst mit Hollaender und Spoliansky getränkten Kleinkunstbühnen.
Einziger Makel: Es fehlt die Spielerei mit der Stimme. Dafür sind die Texte um so besser: „Nachts da kriechen die Monster aus dem Schrank, nachts hör ich die Ratten in der Wand, nachts entkommen die Tiger unerkannt und lungenkrank verstirbt ein Penner im Park unerkannt.“
Danke, Duotica!
Neues Programm: „Schlampenalarm“. Nächster Termin: Montag, 12. Januar, 20 Uhr im Komm-Zentrum, Düren. www.duotica.de