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Archiv-Artikel

Für die Familie nur schöne Worte

„Lokale Bündnisse“ sollen den Haushalten mit Kindern helfen – doch es fehlt Geld. In Köln gibt es gerade einmal für jedes zwölfte Kind unter drei Jahren einen Krippenplatz

KÖLN taz ■ Ein Herz für Kinder und Familien haben Politiker immer – zumindest verbal. Geld kosten darf es allerdings nichts: Daher wird sich zeigen müssen, ob die gestern in Berlin vorgestellten „Lokalen Bündnisse für Familie“ mehr als reine Schauveranstaltungen werden. Kölns Oberbürgermeister Fritz Schramma, eines der Kuratoriumsmitglieder der Initiative von Bundesfamilienministerin Renate Schmidt, mahnte bei diesem Anlass jedenfalls schon einmal vorsorglich, wenn die Kommunen mehr Familienpolitik betreiben sollten, müssten sie dafür auch mehr Geld bekommen.

Tatsächlich ist es mit der Familienfreundlichkeit in Köln nicht allzu weit her – und das liegt vor allem an den leeren Kassen. Beispiel Tagesbetreuung für Kleinkinder: ein Knackpunkt, wenn es darum geht, Familie und Beruf miteinander vereinbar zu machen. Trotzdem kann die Stadt nur für 7 bis 8 Prozent aller Kinder unter drei Jahren einen Krippenplatz oder eine Tagesmutter anbieten. „Da muss noch einiges getan werden“, gibt der Familienbeauftragte Kölns, Peter Hoffstadt, zu.

Dass es gerade für die rund 30.000 Kölner Alleinerziehenden einen „riesigen Bedarf“ an Tagesmüttern gibt, weiß auch Irene Diehl, die Leiterin der evangelischen Familienbildungsstätte Köln. Sie erkennt durchaus an, dass die Stadt trotz Sparhaushalt ihre Einrichtung bei der Qualifizierung solcher Betreuerinnen unterstützt, „aber das ist ein Tropfen auf den heißen Stein“. „Ich habe schon erlebt, dass mir eine Frau ihr Kind auf den Tisch legt, weil sie einen Job bekommen hat, aber ihr Kind nicht ‚los wird‘.“ Letztlich sei es daher nicht verwunderlich, dass viele Alleinerziehende von Sozialhilfe leben müsste.

Allein hier gäbe es also viel zu tun: Gleiches gilt bei den Themen günstiger Wohnraum, Spielplätze oder Verkehr. Familienbeauftragter Hoffstadt fürchtet allerdings, dass all dies „wegen der Haushaltssicherung nur begrenzt machbar“ ist. Um zu sparen gibt es ab 1. Februar auch keinen Familienpass mehr: Und den Nachfolger „Mobilitätsticket“ bekommen nur noch Familien, die nahe an der Sozialhilfe leben. Vermutlich lässt sich so allerdings nur wenig Geld sparen: Hoffstadt räumt ein, dass die Zahl der Familien, die von der Kommune Hilfe bekommen müssen, seit Jahren steigt.SUSANNE GANNOTT