Grüne Einigkeit im Grenzverkehr

Bremen macht Druck auf Lilienthal, damit 2009 die Straßenbahnlinie 4 trotz Mehrkosten verlängert wird

Es war ein Termin unter Parteifreunden, gestern auf der Wümmebrücke zwischen Borgfeld und Lilienthal, der Landesgrenze. Fünf Ordner hatte Bausenator Reinhard Loske dem Lilienthaler Bürgermeister Willy Hollatz mitgebracht – die Planunterlagen für den Ausbau der Straßenbahnlinie 4. Loske will Druck auf die Nachbargemeinde ausüben, „seinen Wunsch nach einer schnellen Realisierung dokumentieren“. Doch beide Seiten sind sich einig, dass die Tram nicht vor 2011 bis Falkenberg fährt. Und in Lilienthal regt sich weiter Widerstand: Die Initiative „Pro Lilienthal“ kündigte mehrere Klagen an. Sie will das Projekt noch verhindern, während Loske und Hollatz hoffen, 2009 mit dem Bau beginnen zu können.

Der Lilienthaler Anteil an den Investitionskosten ist zuletzt um über 700.000 Euro auf jetzt 4,9 Millionen Euro gestiegen. Hinzu kommen die Planungskosten von rund 2,2 Millionen Euro – von denen bislang aber nur 500.000 Euro auch vom örtlichen Etat abdeckt sind. Für Hollatz sind diese Planungskosten „keine Überraschung“. Keiner habe davon ausgehen können, dass eine halbe Million Euro ausreichend sein würde. KritikerInnen fürchten weitere Mehrausgaben, zumal Lilienthal seine Kosten mit rund 8,7 Million Euro pro Kilometer nur halb so hoch ansetzt wie Bremen in vergleichbaren Projekten. „Pro Lilienthal“ warnt vor einem „unausgegorenen“ Projekt, das für die mit 67 Millionen Euro verschuldete Gemeinde „unbezahlbar“ sei.

Finanzieren will Hollatz die Mehrkosten über Kredite. Im Februar wird der Lilienthaler Rat nochmal über das Projekt abstimmen, nachdem zuvor eine wirtschaftlich-technische Prüfung stattgefunden hat. Zunächst werden die Pläne jetzt vier Wochen lang ausgelegt, dann bleiben vier Wochen Zeit, um Klagen einzureichen.

Hollatz und Loske wollen den Ausbau auf jeden Fall durchsetzen, dazu die Fertigstellung der Ortsentlastungsstraße bis Ende 2009. Initiativensprecher Alfred Werner verspricht sich indes nur eine „geringfügige Verbesserung“ des durch Staus geprägten Verkehrsflusses – und lobt das „funktionierende Bussystem“. Loske und Hollatz verweisen dagegen auf Umfragen, denen zufolge zwei Drittel aller Lilienthaler den Ausbau bejahen. mnz