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Archiv-Artikel

innovation – was ist das? (4) Jesus bleibt Jesus – im Kern

Kanzler Gerhard Schröders wiederentdecktes Lieblingswort: Innovation (von lat. innovare – erneuern). Im siegreichen Wahlkampf 1998 in der aparten Kombination „Innovation und Gerechtigkeit“ verwendet. Die Kirche Roms, die das Wort Innovation erfand, hadert immer noch mit ihr

Wer wollte es leugnen: Die älteste Institution der Menschheit, die römisch-katholische Kirche, tut sich schwer mit der „Innovation“, also mit Erneuerung oder Veränderung. Aber es ist kein Zufall, dass die Wurzel des Wortes („innovatio“) ein Begriff aus dem Kirchenlatein, etwa 1.800 Jahre alt, ist. Wenn es Erneuerung selbst in der katholischen Kirche nicht gäbe, hätte diese besondere Gemeinschaft von über einer Milliarde Menschen sicherlich keine fast 2.000 Jahre überlebt – so stark ist selbst der Glaube nicht.

Allerdings wird Innovation in der Kirche Roms immer misstrauisch beäugt. Logisch! Denn wer sich im Besitz der ewigen Wahrheit glaubt, kann, ja darf sich nicht verändern – zumindest nicht im Grundsätzlichen. Und hier beginnt ihr eigentliches Problem: Was gehört zum Kern, zum Innersten von Glauben und Kirche und muss deshalb unverändert bleiben? Und was ist Schale, das Äußere, das verändert werden kann, ja muss, um die heutigen Menschen mit dem immer gleichen Kern der uralten Botschaft noch zu erreichen?

Eine ewige Frage. Schon die Apostel stritten darum. Vielleicht nannte der Konzilpapst Johannes XXIII. (1881–1963) seine Erneuerung der Kirche deshalb „aggiornamento“, ein Wort der Kaufmannssprache, wo es etwa „Aktualisierung“ bedeutet. Seit bald 26 Jahren kämpft der jetzige Papst gegen diese Erneuerung – auch wenn Johannes Paul II. sagt, er bewahre nur den Kern des Konzils. Was natürlich nicht stimmt. Aber da ist es wieder, das Problem von Kern und Schale bei der „Innovation“. Kein Wunder, dass es auch die SPD in Sachen Sozialstaat nicht lösen kann. Sie ist ja auch erst popelige 140 Jahre alt. PHILIPP GESSLER