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Archiv-Artikel

Ruhrbahn auf einer Linie

In Mülheim, Essen und Oberhausen nutzen Fahrgäste jetzt die selbe Verkehrsgesellschaft. Weitere Kooperationen wird es vorerst nicht geben

24 kommunale Verkehrsbetriebe mit 24 unterschiedlichen Fahrplänen befördern pro Jahr 7,3 Millionen

VON ANNIKA JOERES

Die „Meoline“ bringt Fahrgäste in Mülheim, Essen und Oberhausen künftig ans Ziel: Ab Anfang Januar kooperieren die Verkehrsbetriebe MVG, EVAG und STOAG der drei östlichen Ruhrgebietsstädte. Die KundInnen werden die neue Zusammenarbeit allerdings kaum bemerken: Busse und Bahnen werden nicht umlackiert, FahrerInnen und SchaffnerInnen behalten ihre städtischen Uniformen, die Fahrpläne bleiben die selben. Vorerst weht die Meoline-Fahne nur symbolisch über den Verwaltungen.

„Wir wollen durch die Bündelung sparen“, sagt Meoline-Geschäftsführer Werner Overkamp, der auch für die Oberhausener Satdtwerke im Vorstand sitzt. Darüberhinaus sollen die Fahrpläne des Nahverkehrs und die Verbindungen zwischen den Städten optimiert werden. Zunächst werden die rund 600 Busse, Straßen- und Stadtbahnen aber nur von der Meoline-Muttergesellschaft angemietet, ebenso wie die MitarbeiterInnen den drei Gesellschaften unterstellt bleiben. Erst langfristig soll ein eigener Fuhrpark aufgebaut werden. Der Sitz der neuen Gesellschaft ist in Mülheim, die Betriebshöfe sind in Essen und Oberhausen. Jochen Hensel, Geschäftsführer der Meoline, will in der Zukunft noch mit weiteren Städten kooperieren. „Im nächsten Jahr gewöhnen wir uns aber erst einmal an die neue Situation.“ Später sei dann im näheren Umfeld „einiges vorstellbar.“

Der Nahverkehr im Ruhrgebiet und Umgebung ist ein heilloses Durcheinander aus 24 kommunalen Verkehrsbetrieben die zwischen Haltern im Norden, Solingen im Süden, Dortmund im Osten und bis zur holländischen Grenze im Westen Gäste befördern. Pro Jahr werden über 7,3 Millionen Menschen im Gebiet des Verkehrs-Verbund Rhein-Ruhr (VRR) bewegt. Die Absprache zwischen den einzelnen Betrieben wie der „Hagener Straßenbahn“, der Regiobahn in Mettmann und den Solinger Stadtwerken hat sich allerdings nicht verbessert. „Von den geheimen Plänen der einzelnen Verkehrsbetriebe wissen wir nichts“, sagt VRR-Sprecher Hans Oehl. Aber natürlich sei jede Kooperation gut, weil sie Geld spare. „Bei unseren knappen finanziellen Mitteln müssen die Betriebe zusammenarbeiten.“

Das östliche Ruhrgebiet kooperiert schon länger als der Westen: Die Bochum-Gelsenkirchener Straßenbahn(Bogestra) arbeitet schon seit 4 Jahren mit den Betrieben in Dortmund, Herne, Recklinghausen und Castrop-Rauxel zusammen. „Wir waren die absoluten Vorreiter“, sagt Bogestra-Sprecherin Sandra Bruns. Inzwischen sei der Zusammenschluss der drittgrößte in ganz Deutschland, nach Hamburg und Berlin. Anders als im Meoline-Gebiet ist die Kooperation im östlichen Ruhrgebiet offensichtlich: Die Busse fahren größtenteils in den nordrhein-westfälischen Farben grün-rot-weiss und haben denselben Standard, Lehrlinge werden gemeinsam ausgebildet. Gemeinsame Werkstätten und Lagerhallen hätten schon Millionen eingespart, so Bruns. In diesem jahr wolle man die Videoüberwachung an Haltestellen und U-Bahn-Stationen vereinheitlichen und ein gemeinsames „Personalentwicklungsprogramm“ starten. Einheitliche Fahrpläne lehnt die Bogestra allerdings ab. „Kooperation ist ja schön und gut, aber eine Fusion ist nicht drin“, so Bruns. Die Unternehmenskultur des seit über einem Jahrhundert existierenden Betriebes sei einmalig und müsse deshalb eigenständig bleiben.