Um den Erfolg gebracht

Rosalind Franklin lieferte die grundlegenden Untersuchungen für die Entdeckungder DNA-Helix. Den wissenschaftlichen Ruhm jedoch steckten die Konkurrenten ein

Mit der Aufklärung der DNA-Struktur kam der Ruhm. Wie eigentlich bei fast jeder wissenschaftlichen Errungenschaft haben letztendlich viele, meist unbekannte oder nur ungenannte Forscher zu der neuen Erkenntnis beigetragen. Bei der DNA-Helix ist das nicht viel anders. Den Ruhm heimsten vor allem die beiden jungen Forscher Francis Crick und James Watson ein.

Die Namen Watson und Crick sind in der öffentlichen Wahrnehmung untrennbar mit der Geschichte der Desoxribonukleinsäure verbunden. Den Biophysiker Maurice Wilkins, der zusammen mit Watson und Crick den Nobelpreis für das DNA-Modell bekam, bringen meist nur Eingeweihte mit der DNA in Verbindung. Und Wilkins Mitarbeiterin Rosalind Franklin, die mit ihren Röntgenbeugungen eigentlich die grundlegenden Erkenntisse für die Strukturaufklärung der DNA lieferte, schien lange Zeit gänzlich vergessen. In einem 1974 in Nature veröffentlichten Aufsatz berichtete Crick, dass Franklin nur kurz davor war, selbst zu erkennen wie das Erbmolekül aufgebaut ist. Sie hatte alle Daten, sie hätte nur erkennen müssen, so Crick, dass die beiden Stränge der Helix gegenläufig miteinander verbunden sind. Er schreibt aber auch, dass er und Watson im Februar 1953 die kurz zuvor von Franklin gemachten Röntenbeugungen nicht kannten. Er sei vielmehr später überrascht gewesen, wie sehr Franklins Untersuchungen ihr Modell bestätigten. Heute wissen wir, das es andersherum richtig ist.

Rosalind Franklin musste die tragische Rolle in dem Wettlauf um die DNA übernehmen. Fünf Jahre nach Watsons und Cricks Veröffentlichung in der Zeitschrift Nature versuchte Franklin doch noch Anerkennung für ihre Arbeiten zu bekommen. Auf Einladung der britischen Royal Society stellte sie auf der Weltausstellung 1958 in Brüssel die Geschichte der DNA-Helix aus ihrer Sicht dar. Sie blieb erfolglos. Kurz darauf teilten ihr die Ärzte mit, dass sie Krebs habe. Noch im gleichen Jahr starb Rosalind Franklin.

Der Nobelpreis für die DNA-Helix wurde erst Jahre nach ihrem Tod verliehen. Darüber, ob das Nobelkomitee sie überhaupt für den Preis in Betracht gezogen hätte, wenn sie noch gelebt hätte, ist nichts bekannt. So ging sie leer aus, denn Nobelpreise erhalten nur die Lebenden.

Watson und Crick verschwiegen sogar bei der Nobelpreisverleihung Franklins Anteil an ihren Ruhm. Bei ihrem Vortrag erwähnten sie Franklin mit keinem Wort. WOLFGANG LÖHR