: Bahn mit Geldsorgen
Haushaltsausschuss berät heute über Kürzungen nach Mautausfällen. Der Ausbau von Fernstrecken wackelt
BERLIN taz ■ Bahnchef Hartmut Mehdorn wird die Investitionen ins Schienennetz stark zusammenstreichen. Weniger Strecken sollen modernisiert werden. Auf die ICE-Strecke Nürnberg–Erfurt soll gleich ganz verzichtet werden. Insgesamt, so meldete die Süddeutsche Zeitung gestern, sind mehr als ein Dutzend Bahnprojekte gefährdet.
Denn noch immer ist vor allem wegen des Mautdesasters unklar, wie viel Geld die Bahn aus der Bundeskasse erhält. Der Bahnvorstand hatte bereits zum Jahreswechsel angekündigt, dass er für 2004 mit bis zu 1,2 Milliarden Euro weniger vom Bund kalkuliere als im vergangenen Jahr (4,4 Milliarden Euro). Die Bahn wolle möglichst schnell Planungssicherheit bekommen, sagte gestern ein Sprecher. Der Bundestag wird in den heute beginnenden Haushaltsberatungen über die Mittel entscheiden.
Für die Strecke Erfurt–Nürnberg stehen bis 2008 vorerst auf jeden Fall nur 244 Millionen Euro zur Verfügung. Dabei wird dieser mittlere Abschnitt der Verbindung Müchen–Berlin insgesamt voraussichtlich gut fünf Milliarden Euro kosten. Nach den ursprünglichen Plänen der Regierung soll sie bis 2012 fertig sein. Mehdorn prüft nun aber, ob er stattdessen die billigere, aber längere Route Nürnberg–Würzburg–Bebra–Fulda ausbaut.
Bei der Trasse von Bayern in die Hauptstadt hapert es aber auch an Anfang und Ende. Denn der Neubau Erfurt-Gröbers, über den die ICE-Linie weiter nach Leizig und Berlin führen sollte, wird sich ebenfalls verzögern. Genauso fraglich ist der milliardenschwere Neubau der ICE-Strecke von München über Ingolstadt nach Nürnberg.
Probleme gibt es auch bei anderen Verbindungen. So wackelt der Ausbau der Strecken Leipzig–Dresden und Karlsruhe–Basel. Und die Linien Köln–Aachen sowie Rostock–Stralsund werden wohl wie auch zahlreiche Bahnhöfe nicht modernisiert. HG