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Archiv-Artikel

Absolut dagegen

Senait Mehari, 26, ist mit dem Song „Herz aus Eis“ die taz-Kandidatin für den Grand Prix 2003 am 7. März in Kiel. Jeden Samstag lesen Sie hier im taz.mag ihre Kolumne.

Was zurzeit in der Welt passiert, ist viel wichtiger als jeder Gesangswettbewerb. Und es regt mich richtig auf. Natürlich bin ich gegen den drohenden Krieg im Irak und die egoistische, selbstgerechte Politik der USA. Absolut dagegen. Georg Bush meint, er muss den Krieg seines Vaters weiterführen. Er und seine Regierung verherrlichen den Krieg als Problemlösung – aber sie interessiert nicht, was sie Menschen damit antun. Ich weiß, was Krieg bedeutet, ich habe es am eigenen Leib erlebt. Jedes Kind kennt den Spruch, dass es immer einen Ausweg gibt. Das soll gerade dann nicht gelten, wenn es um Frieden oder Krieg, Leben oder Tod geht? Ich weiß, dass Saddam ein Diktator und Massenmörder ist. Aber die Erlösung von dem Übel Saddam kann und darf nicht sein, sein ganzes Land in einen Krieg zu stürzen. Im Krieg sterben immer Unschuldige, darüber kann doch niemand die Schultern zucken. Dass es den USA um Demokratie im Irak geht, glaube ich sowieso nicht. Im Kampf gegen den Iran war Saddam doch ihr Verbündeter. Jetzt pusht ihn die Propaganda zum schlimmsten Verbrecher aller Zeiten. Wenn er erledigt ist, präsentieren sie uns dann den Nächsten? Und alle, die nicht mitziehen, werden ausgeschaltet oder beleidigt? Egal ob die UNO oder wichtige Partner in Europa? Ich bin stolz auf Deutschland, weil sich die Regierung gegen den Krieg stellt. Und auch auf die Leute, die in Massen auf die Straße gehen. Wenn alles nicht hilft und der Krieg doch kommt, sollte man den Grand Prix vielleicht ruhen lassen. Ich möchte eigentlich nicht auf der Bühne stehen und Liebeslieder singen, wenn im Irak Bomben fallen.

EURE SENAIT