: Jeder Sitzplatz eine Bühne
In Lippstadt findet am Wochenende das europäische Symposium zu KinderTheaterHäusern statt. Untersucht wird dabei auch das neue Helios Theater der Stadt als ein Modellfall für NRW
VON PETER ORTMANN
Drei Tage lang wird Lippstadt zu einem Ort des europäischen Kinder- und Jugendtheaters. Im Stadttheater findet das Symposium KinderTheaterHäuser statt. Dabei soll ausgelotet werden, welche Ansprüche an einen derartigen „Spielort“ gestellt werden müssen. Das Helios-Theater in der Stadt, das als letztes IBA-Erbe im September als reines Kinder- und Jugendtheater eröffnet wird, könnte dann ein Modellbeispiel für Nordrhein-Westfalen werden.
Im Mittelpunkt der Aktivitäten steht das Kind als Zu- Schauspieler und ist damit zugleich Zuschauer und Mitspieler, ohne dass es selbst auf der Bühne stehen muss, sagt Gerd Taube, Leiter des Kinder- und Jugendtheaterzentrums Deutschland in Frankfurt am Main, in seinem Eröffnungsvortrag. Ausgehend von einem solchen Kindertheaterverständnis seien Konzepte denkbar, in denen die Begegnung von Kindern und Künstlern selbstverständlicher Bestandteil der Theaterarbeit ist.
Aus Dänemark kommt die freie Gruppe 38, die seit 1972 in Aarhus ein altes Auktionshaus als Spiel- und Wirkungsstätte nutzt. Gruppe 38 erarbeitet sich die Stücke durch Experimente und kommt so zu Inszenierungen, die sowohl Kinder als auch Erwachsene herausfordern und immer über eine besondere Leichtigkeit verfügen. Mit ihrer Bearbeitung des Märchens „Hans & Grete“ (ab 7 Jahren) werden sie in Lippstadt zu sehen sein. Aus Bologna kommt die freie Gruppe La Barraca. Sie gründete 1995 das „Testoni Ragazzi“, ein Europäisches Zentrum des Theaters und der Kunst für Kinder und Jugendliche. In Lippstadt zeigt La Barraca „I Colori dell‘acqua“, ein Stück für Kinder ab einem Jahr.
Das Figuren-Straßen-Theater Klinika Lalek kommt aus Polen. Sie leben in einem Künstlerdorf im kleinen Ort Wolimierz im Südwesten des Landes. Ihre Aufführungen finden vor Ort, aber auch weiterhin auf der ganzen Welt statt. In Lippstadt werden sie die Produktion „Momo“ nach Michael Ende zeigen. Das konzeptionell mit Eigen- und Koproduktionen arbeitende Kinder- und Jugendtheaterhaus Théâtre Jeune Public in Strasbourg/Frankreich verfügt über zwei Häuser mit je zwei Bühnen. Ein Text von Jonathan Swift ist Ausgangspunkt für die Produktion „Modeste Proposition“ (“Bescheidener Vorschlag“ ab 14 Jahren), mit der das TJP in Lippstadt zu sehen ist.
Nach den jeweiligen Aufführungen werden in Vorträgen und Gesprächen mit den Symposiumsteilnehmern die Theater und ihre „Häuser“ vorgestellt und herausgearbeitet, wie dort die Theaterarbeit mit Kindern durch diese beeinflusst wird.
Auch aus Deutschland werden vier Häuser vorgestellt. Die TheaterFABRIK Altenburg/Gera, das freie Ensemble Theater Mummpitz aus Nürnberg, das Junge Ensemble Stuttgart, das von städtischer Seite als selbständiges Theater gegründet wurde und das Forum Freies Theater aus Düsseldorf, ein Kooperationsmodell, bei dem verschiedene freie Theater unter einem Dach versammelt sind.
Symposium KinderTheaterHäuser17. - 19. Januar, Theater LippstadtInfos: 02381-926837