: Wer strebsam ist, hat später im Job den Hut auf
Das Wort Elite wird an der Cologne Business School nur ungern benutzt – trotz der SPD-Pläne zur Förderung von Eliteuniversitäten. Seit elf Jahren bildet die Kölner Privatschule „zukünftige Führungskräfte“ aus. Gelehrt wird, was der Job verlangt. Kritiker monieren, Wissensvermittlung allein reiche nicht
von SEBASTIAN HEISER
Auf dem Lehrplan steht heute die gute Kinderstube: Wie stellt man sich vor, wie isst man Garnelen, wie öffnet man eine Sektflasche? Horst Hanisch unterrichtet Präsentation und Rhetorik an der Cologne Business School in Köln, den Sonderkurs „Business-Etikette“ führt er im Hotel Maritim in Königswinter durch. Hier lernt der Business-Nachwuchs Bekanntmachen, Händedruck, Blickkontakt, Verhalten bei Tisch, aber auch: Wie wird man einen lästigen Gesprächspartner möglichst diplomatisch wieder los?
Die Ausbildung an der Privatschule in der Nähes des Chlodwigplatzes ist nicht gerade billig: 8.400 Euro müssen Studierende jährlich berappen. Nach drei Jahren winkt der britische Bachelor, der etwa einem deutschen Fachhochschulabschluss entspricht. Jeder muss zwei Fremdsprachen lernen: Englisch ist Pflicht, dazu kommt Französisch oder Spanisch. Der andere Schwerpunkt liegt auf Wirtschaft: Unternehmensführung, Marketing, Rechnungswesen, Wirtschaftsrecht. Dabei sind einige Vorlesungen auf Englisch. Außerdem stehen auf dem Stundenplan neben Präsentation und Rhetorik regelmäßig Vorträge von Managern und der Umgang mit dem Computer – und eben die Tischmanieren.
Lohnt sich die teure Ausbildung? Stefan Mercier ist Vertrieb-Geschäftsführer bei Horbach, das Unternehmen gehört zur AWD-Gruppe, einem unabhängigen Finanzdienstleister. Es berät Akademiker bei ihren Finanzen, zum Beispiel beim Abschluss von Versicherungen. Horbach hat mehrere Absolventen der Cologne Business School eingestellt und arbeitet inzwischen auch mit der Schule zusammen. „Das Studium dort ist wesentlich praxisorientierter als an der klassischen Universität oder Fachhochschule. Ein engmaschiger Studienplan mit festgelegten Zeiten und Inhalten bereitet die Studenten in sehr kurzer Zeit optimal auf das Berufsleben vor“, sagt Mercier. „Die Dozenten der Schule sind im allgemeinen keine Theoretiker, sondern haben selbst langjährige Berufserfahrung.“
Praxis statt Theorie
Das bestätigt auch Ann-Katrin Gerdes, eine gebürtige Friesin, die ihr Studium an der Cologne Business School mit dem Schwerpunkt Medien im Herbst 2003 beendet hat. Heute arbeitet die 23-Jährige in der Pressestelle von Bayer CropScience, der Pflanzenschutztochter des Bayer-Konzerns und lebt in Köln. Wegen der schlechten Wirtschaftslage sei es zwar für die Studierenden ihres Jahrgangs nicht gerade leicht gewesen, einen Arbeitsplatz zu finden, aber: „Die meisten sind schon auf angemessenen Stellen untergekommen“, erzählt Gerdes. Dank ihrer Ausbildung fühle sie sich im Job „so fähig wie viele ältere Kollegen“. Ihre Schulgebühren sieht sie gut investiert: „Andere kaufen sich in der Preislage ein Auto, ich habe mir ein Stück Zukunft gekauft und verdiene jetzt schon richtig Geld.“
Die SPD hat in der vergangenen Woche beschlossen, bis zu zehn Universitäten in Deutschland zu Eliteunis zu machen. Könnte die Cologne Business School dafür Modell stehen? Die Privatschule selbst sieht sich nicht als Vorbild für öffentliche Universitäten. Ein so breites wissenschaftliches Fundament wie dort, sagt Pressesprecher Daniel Wandelt, könne und wolle die Schule nicht leisten. Lieber unterrichte man gezielt das, was später im Job gebraucht werde.
Professor Horst Schellhaaß, Dekan der wirtschafts- und sozialwissenschaftlichen Fakultät der Uni Köln, hält dagegen eine fundierte akademische Ausbildung für unablässig: „Führungskräfte sollen in 20 Jahren Probleme lösen, die man heute nicht voraussehen kann. Da reicht es nicht, reines Wissen zu lernen, das sich schnell verändern kann.“ Erst durch das wissenschaftliche Fundament würden die Studenten lernen, wie man Probleme löst – ob heute oder in Zukunft. Natürlich sei in der Wirtschaft auch gutes Benehmen wichtig, so Schellhaaß. Aber „ich brauche keine wissenschaftliche Institution, um den Leuten beizubringen, wie man Garnelen knackt. Wenn Studenten das lernen wollen, erwarten wir von ihnen, sich selbst umzuschauen.“
Auch die Cologne Business School benutz das Wort Elite nicht gerne. Pressesprecher Wandelt spricht lieber davon, dass die Schule die „zukünftigen Führungskräfte“ ausbildet. Aber müssen die nicht schon aus reichem Elternhaus kommen, um die hohen Gebühren zahlen zu können? Zumal die Studenten kein Bafög erhalten können, weil die Schule keinen deutschen Abschluss bietet.
Stipendien und Darlehen
Die Schule verweist darauf, dass ein Stipendium oder Darlehen möglich ist. Zehn bis fünfzehn Studierende erhalten vom „Kölner Gymnasial- und Stiftungsfonds“ einen Zuschuss von bis zu 4.000 Euro im Jahr; das deckt fast die Hälfte der Kosten. Voraussetzung: ein gutes Abitur, gute Noten im Studium, soziales Engagement und Geldmangel im Elternhaus. Weitere rund 50 der knapp über 300 Studenten erhalten ein Darlehen von bis zu 5.400 Euro im Jahr von der Schule, das sie später zurückzahlen müssen. Ihre Lebenshaltungskosten bestreiten die Studenten aber auf jeden Fall selbst.