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Archiv-Artikel

Da tutti balconi

Friedensfreunde raten: Zum Berlusconi-Besuch die etwas andere Flagge zeigen. Demonstration am 6. März

Von hey

taz ■ Sie sieht so harmlos aus, wie eine Friedensfahne nur aussehen kann: In allen Farben des Regenbogens leuchtet das gute Stück. In dicken schwarzen Lettern ist quer darüber „pace“ geschrieben. Zu Deutsch: Frieden. Tausendfach hängt die bunte Fahne von Italiens Balkonen. Regierungschef Berlusconi, der Mann mit den Diktator-Allüren, der am 6. März zum Staatsbesuch nach Bremen kommt, wollte die Flagge verbieten lassen.

Nun wollen Bremer Friedensbewegte dem Staatschef von hinter den Alpen ein weing Heimatgefühl vermitteln. Am 6. und 7. März soll die Fahne auch hier, entlang Berlusconis Marschroute, Fenster und Balkone schmücken – über eine Internet-Adresse ist das gute Stück zu bestellen (www.friedensfahnen.de). Die Diepholzer Attac-Gruppe, im Protest gegen einen möglichen Irak-Krieg besonders aktiv, hat bereits eine Sammelbestellung aufgegeben und hofft nun auf weitere Gruppen in Bremen, die den Internet-Vertreiber nicht mit Einzelbestellungen an den Rand seiner logistischen Möglichkeiten bringen sondern noch schnell einen ganzen Schwung ordern. Immerhin ist der 6. März gar nicht mehr weit.

Kein Regenbogen an öffentlichen Gebäuden

Berlusconis Versuch, die Flagge in Italien zu verbieten, hatte insofern Erfolg, als konservative italienische Regionen wie etwa die Lombardei das Aufhängen der Regenbogen-Friedensfahne an öffentlichen Gebäuden untersagten. Andere Regionen, wie etwa Umbrien, hissten das bunte Stück Stoff sogar an ihrem Rathaus. Bremen als Gastgeber des umstrittenen Berlusconi-Besuches wird hier wohl eher kein Zeichen setzen. Wenngleich die derzeitige Position der Bundesregierung – Kanzler Gerhard Schröder ist an diesen Tagen immerhin der zweitwichtigste Besucher Bremens – darin durchaus aufgehoben wäre.

Die Bewegung „Fahnen für den Frieden“ wurde von lokalen Friedengruppen wie der Rete Lilliput in Bologna gegründet und hat sich bis zur großen und europaweiten Demonstration vor zwei Wochen zu einer landesweiten Aktion vergrößert. In Rom sind am 15. Februar drei Millionen Menschen gegen einen Krieg im Irak auf die Straße gegangen. Übrigens hatte sich der Präsident des öffentlichen Fernsehens RAI, Antonio Baldassare, geweigert, die Kundgebung live im Fernsehen zu übertragen. Er löste damit eine heftige Debatte bis hinein in die Reihen des Regierungsbündnisses aus.

Demonstration gegen den Staatsbesuch

Unterdessen rufen Bremer Gruppen zu einer Demonstration gegen das Gipfeltreffen zwischen Kanzler Schröder und Regierungschef Berlusconi auf. Am 6. März um 17 Uhr startet der Zug am Hauptbahnhof. Aufgerufen haben bislang unter anderem das Anti-Rassismus-Büro, die Werder-Fans gegen Rechts und das Bremer Friedensforum.

Die Veranstalter erinnern unter anderem daran, dass Kanzler Schröder „einst große Vorbehalte gegenüber dem Rechtspopulismus der Haiderschen FPÖ gehabt hat“, jetzt aber keine Probleme mehr sähe, einen Gast zu empfangen, der diese Richtung noch deutlicher vertrete. Das Bremer Freidensforum betrachtet den italienischen Ministerpräsidenten als „unerwünschte Person in der Freien Hansestadt Bremen“. Eine Mahnwache am Freitag, den 7. März soll das zusätzlich zur Demonstration deutlich machen. hey