: HEIMSPIEL AM: BÖKELBERG
Noch neun Spiele. Dann wird das Kapitel Bökelberg endgültig zugeklappt. Die ewige Heimstätte von Borussia Mönchengladbach, das Symbol für die Erfolge der Fohlenelf vom Niederrhein, hat ausgedient. Das letzte, anachronistische Relikt einer im nachhinein vielfach verklärten Fußballzeit, in der das Spiel und nicht der Kommerz im Mittelpunkt stand und in der eh alles besser war, muss dem Neuen nun weichen.
Wenn es nach dem Rat der Stadt Mönchengladbach geht, soll das alte Bökelbergstadion abgerissen und in Bauland umgewandelt werden. Dagegen regt sich nun Widerstand. „Es kam mir bei einigen Ausführungen der Konzepte so vor, als ob der Mythos Bökelberg auf dem Seziertisch emotionslos auseinander genommen wurde“, sagt der Fanprojekt-Vorsitzende Thomas Ludwig. „Mir kamen die Tränen.“ Da der Spielbetrieb nicht aufrecht erhalten werden kann, wollen die Fans das Stadion lieber in das Umfeld integrieren. Die Anwohner im Nobelviertel würden sich über ausbleibende Bauarbeiten sicher freuen. Der Ausgang dieses Streits ist fußballgleich völlig offen.
Das neue Stadion am Nordpark ist ein kaltes, anonymes Gebilde aus Stahl, Glas und Beton, ausgestattet mit VIP-Lounges, gepolsterten Sitzen und vergleichsweise wenig Stehplätzen – ähnlich vieler anderer Neu- und Umbauten, die im Zuge der WM 2006 entstehen. Mönchengladbach ist dabei nicht mal als einer der zwölf Spielorte vorgesehen.
Um schlimmeres zu verhindern wurde das Fanprojekt in die Baumaßnahmen integriert. Ziel der Fans ist es, ein Rest der Fankultur, der alten Atmosphäre des Bökelberg rüberzuretten. Dazu gehören die Stehplätze, feste Treffpunkte – und die tägliche Erinnerung an die alten Geschichten: An den Bruch des damals noch eckigen, aus Holz gefertigten Pfostens im Spiel gegen Werder Bremen und den Dosenwurf gegen Inter Mailands Bonisegna aber auch an den Abstieg in die zweite Liga. Die steilsten Fankurven der Liga gaben dem Zuschauer das Gefühl, mitzuspielen – kein Wunder bei drei Stehtribünen. Das fehlende Dach sorgte für Sonnenbrände oder nasse Ärsche.
Übrigens scheint auch der Fußballgott sein Herz für den Bökelberg entdeckt zu haben. Nach den DFB-Pokal-Spielen gegen Dortmund und Stuttgart bescherte er den Gladbachern im Viertelfinale des Pokals ein Heimspiel gegen den MSV Duisburg. Der Abschied fällt dadurch nicht leichter – auch für Fans, die das Geschehen nur aus dem Gästeblock verfolgt haben. HOP