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Archiv-Artikel

Jukebox

Deutscher als deutsch ist Deutscher in Deutschland

Einige Stichworte der an der Kasse ausgelegten Flyer: Gender Killer. Jazzlinke. Mia ist übel! Antideutsche Party. Herzschmerz! Der hat sich wohl hineingemogelt. Obwohl?

Es sollte an diesem Mittwoch im Bethanien um die Frage gehen, „wie viel Deutschland braucht es in der Popkultur?“ Braucht es Deutschland überhaupt. Eine Podiumsdiskussion mit dem flotten Arbeitstitel „Too sexy for the Führerbunker“. Genauso flott lief die Diskussion auch aus dem Ruder, weil Körper und Kopf natürlich wieder einmal nicht zusammenfinden wollten, das inbrünstige Fühlen und der Sägezahn der Analyse. Was man als Konfrontation schon so stehen lassen kann, wenn man darüber nicht ganz vergessen hätte, auch darüber zu reden, wieso man derzeit tatsächlich allerorten vom Markenartikel „Deutschland“ umstellt ist, den sich viele wieder anprobieren wollen. Auch in subkulturellen Kreisen, die doch eigentlich mit am linken Tresen sitzen sollten. Weil man (muss man sich jetzt groß geschrieben vorstellen) endlich einmal ein bisserl stolz sein will im deutschen Gemeinwesen. Wo man doch artig gegen den Irakkrieg war. Selbst Rot-Grün könnte man beim schnellen Hingucker glatt als sexy Riot-Girl lesen. Also ein Sumpf. Tapfer hineingestapft ist die Band Mia, die neuerdings unverhohlen mit Schwarz-Rot-Gold liebäugelt, und ihr Label r.o.t. hat mit „Angefangen“ gleich ein Kunstprojekt initiiert, um so hübsche Werte wie Liebe und Respekt zu promoten. Die Welt verbessern. Weil man halt in Deutschland wohnt, von Deutschland aus. Fast schon verzweifelt schickten die r.o.t.-Vertreter auf dem Podium ihr Sehnen in den Saal. Mensch sein! Deutsch sein! Alles wirbelte durcheinander. Ganz blöd im Kopf konnte man werden.

Was aber will das Volk hören? Die aktuellen deutschen Single-Charts:

1) Black Eyed Peas „Shut Up“2) Limp Bizkit „Behind Blue Eyes“3) Alexander „Free Like The Wind“4) Seal „Love‘s Divine“

5) Sarah Connor „Music Is The Key“

Musik ist der Schlüssel. Fragt sich nur, welche Tür damit zu öffnen ist. THOMAS MAUCH