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Archiv-Artikel

Wie Influenza die Hühner der Nation erregt

Extrem ansteckend und nur schwer in den Griff zu bekommen: In den Niederlanden ist die Hühnerpest ausgebrochen

Ein glückliches Dasein ist den Eierlieferanten der Nation eh nicht beschieden. Wenn sie nicht gerade das seltene Glück haben, auf einem Biohof gehegt und gepflegt zu werden, müssen sie in der Regel eingepfercht in viel zu kleinen Stahlkäfigen ihr extrem kurzes Leben fristen. Eigentlich kann es für Hühner nicht viel schlimmer werden, sollte man meinen. Doch was da aus den Niederlanden droht eingeschleppt zu werden, bedeutet den GAU im Hühnerstall: Bereits in 17 Hühnerfabriken der niederländischen Provinz Gelderland – einer der Hochburgen der europäischen Hühnerbauern – haben die Behörden den hochansteckenden Erreger der Geflügelpest nachgewiesen.

Für Millionen von Hühnern bedeutet das den vorzeitigen Tod – entweder rafft sie die Geflügelpest dahin oder sie werden Opfer der von der Regierung angeordneten Massentötung. Um die sich schnell verbreitende Geflügelkrankheit in den Griff zu bekommen, hilft nur, die infizierten Bestände zu vernichten. Verursacher der Geflügelpest, die auch als Hühnerpest oder Vogelgrippe bezeichnet wird, ist ein Grippevirus. Gefährdet sind nicht nur Hühner, auch Puten und Wildvögel wie Fasane oder Perlhühner können an der „aviären Influenza“ erkranken und zur Ausbreitung der Krankheit beitragen. Auch Tauben können davon betroffen sein. Das ist zwar seltener, aber die Gefahr besteht, dass sie den Virus auch über Grenzen weiterschleppen.

Von der Geflügelpest befallene Tiere bekommen Fieber, Atembeschwerden sowie Durchfall und legen keine Eier mehr. Die Inkubationszeit beträgt nur wenige Tage; bedingt durch die hohe Infektiösität des Erregers werden schlagartig alle Tiere eines Bestandes krank. Über 90 Prozent sterben innerhalb weniger Tage. Aber auch die wenigen überlebenden Tiere haben meist bleibende Schäden, zum Beispiel Bewegungsstörungen und Lähmungen. Die Ansteckung erfolgt nicht nur über den direkten Kontakt der Tiere untereinander. Auch über infizierte Produkte, Kot, Federn kann die Weitergabe der Hühnergrippe erfolgen.

Für Säugetiere – also auch den Menschen – besteht keine Gefahr. Zwar haben auch wir regelmäßig unter Grippeepidemien zu leiden. Doch für die uns quälende Grippe ist ein anderer Influenza-Typ verantwortlich. Der Erreger der jetzigen Geflügelpest ist eindeutig als Influenza-Typ-A-Virus H7N7 identifiziert worden. Damit ist auch ausgeschlossen, dass es sich um einen Subtyp H5 handelt – ein auch für Menschen gefährlicher Erreger der Vogelgrippe, der erst kürzlich in China für Furore sorgte.

Die Niederländer haben inzwischen ihre Geflügelschlachtereien geschlossen, kein Küken, Ei oder Hühnerbein darf das Land verlassen. Nachdem die Nachbarländer schon mit Eile ihre Grenzen dicht gemacht hatten, untersagte gestern auch die EU-Kommission den Niederländern jeglichen Export von Geflügelprodukten. An der deutsch-niederländischen Grenze wird momentan besonders aufgepasst, dass kein Huhn illegal ins Land kommt. Auch in den niedersächsischen und nordrhein-westfälischen Nachbarregionen sind inzwischen alle Geflügeltiere unter Hausarrest gestellt worden. Das niedersächsische Landwirtschaftsministerium hat angekündigt, dass alle Betriebe, die in den letzten Tagen Küken aus dem Nachbarland bezogen haben, ihre Tiere töten müssen.

WOLFGANG LÖHR