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Archiv-Artikel

Volkssparschule mit neuem Programm

Die Kölner Volkshochschule (VHS) bekommt von der Stadt immer weniger Geld. Stellenabbau und ein reduziertes Kursangebot müssen die fehlenden Mittel ausgleichen. Die Kurse für Migranten bleiben allerdings erhalten

KÖLN taz ■ Mit einem erneut gekürzten Etat beginnt die Volkshochschule Köln am 8. März ihr neues Programm. 3 Millionen Euro weniger als noch vor drei Jahren stellt die Stadt ihrer Institution für Erwachsenenbildung zur Verfügung. Die VHS muss jetzt mit 20 Millionen Euro auskommen, davon kommen nur noch 6 Millionen von der Stadt, die ihren Beitrag in Zukunft weiter senken will. Die VHS hat daher in diesem und letztem Jahr 14 Stellen gestrichen und mehrere Geschäftsstellen geschlossen, sagte VHS-Leiter Bernd Hambüchen gestern bei der Vorstellung des neuen Kursangebotes. In dem Programm, das bis zum Juli 2004 gilt, bietet die VHS nur noch rund 3.200 Kurse an, davon werden erfahrungsgemäß etwa 2.600 stattfinden, 200 weniger als noch 2003.

Die VHS versucht, Prioritäten zu setzen, um in Zeiten knapper Kassen ihr Angebot zu erhalten. Die Kurse für Migranten etwa bleiben bestehen. Allein Deutsch als Fremdsprache gibt es in über 250 verschiedenen Kursen: Angefangen von lateinischen Schriftzeichen über Deutsch für Frauen, von Synonymen über Redewendungen und die Rhetorik bis hin zu Sprachdiplomen. „Die Kurse sind für Migranten sehr sinnvoll“, sagt Gabriele Hammelrath, stellvertretende Leiterin der VHS Köln. Deutsch ist nur eine von 32 Sprachen, die die VHS anbietet, neu dabei ist Bulgarisch.

Bei der Auswahl des richtigen Sprachkurses hilft jetzt eine neue Beratung im Studienhaus am Neumarkt weiter, ab Beginn des neuen Semesters jeden Samstag von 11 bis 14 Uhr.

Beim Sparen hilft der VHS manchmal auch Kreativität: So kann die VHS etwa keine Lehrgänge mehr anbieten, in denen Schulabschlüsse nachgemacht werden können. Aber die private „Tages- und Abendschule Köln“ hat das Angebot und die Mitarbeiter der VHS übernommen. Die Kurse zahlt jetzt nicht mehr die Stadt, sondern das Land NRW.

Die VHS will auch örtlich in Nähe der Bürger bleiben. Die Hälfte des Angebotes ist außerhalb der Innenstadt. Einige Standorte muss die VHS dennoch aufgeben: den Sommershof in Rodenkirchen, die Kreativräume im Kunst- und Kulturhaus in der Lotharstraße und den VHS-Saal im Bezirksrathaus Mülheim. Die zuletzt erhöhten Gebühren bleiben jetzt stabil, sollen aber nächstes Jahr wieder angehoben werden. Wer Arbeitslosen- oder Sozialhilfe erhält, gerade studiert oder ausgebildet wird, zahlt nach wie vor nur die Hälfte.

Nach wie vor bietet die VHS auch ihre Kurse „Deutsch für Deutschsprachige“ an. Bundesweit können trotz Schulbesuchs vier Millionen Menschen nur unzureichend lesen und schreiben, berichtet Carmen Nottebaum-Brück, Fachbereichsleiterin für Sprachen an der VHS. Im Alltag und im Beruf können sie sich kaum zurechtfinden. Sonderschulpädagogin Angela Schwiedessen unterrichtet „funktionale Analphabeten“ seit gut fünf Jahren an der VHS. Sie sagt, die Leute, die erstmals einen ihrer Kurse besuchen, seien äußerst nervös und scheu: „Für die meisten ist das ein Riesenschritt, und deshalb haben sie anfangs einfach sehr große Angst.“ Nach ihrer Erfahrung brauchen die Betroffenen zwei bis drei Jahre Unterricht, bis sie fähig sind, zum Beispiel einen Fahrkartenautomaten zu bedienen. Rund 180 Deutschsprachige nehmen pro Semester an den Alphabetisierungskursen teil.

Am Mittwoch stellt die Volkshochschule ab 17.30 Uhr im Studienhaus am Neumarkt ihr Programm für das nächste Jahr vor und berät Interessenten bei der Auswahl der Kurse.

SEBASTIAN HEISER

www.vhs-koeln.de