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Archiv-Artikel

Die 501 sind out in diesem Jahr

Der Senat will eine Arbeitsmarktmaßnahme für Jugendliche einstellen. Das 501/301-Programm ist zwar teuer, aber erfolgreich. Organisatoren und Grünen-Fraktion protestieren gegen die Pläne

VON RICHARD ROTHER

Eine coole Jeans ist es nicht, aber für manchen Jugendlichen nicht weniger wichtig: das Arbeitsmarktprogramm mit dem sperrigen Namen 501/301. Dahinter verbergen sich rund 440 Jobs für Jugendliche, die sonst kaum Chancen auf dem Arbeitsmarkt haben. Der Clou: Statt in Ausbildungszentren abzuhängen, arbeiten die 501er drei Jahre lang gefördert in einem Betrieb. Das Problem: In diesem Jahr beginnt der Anfang vom Ende des Programms, plant der rot-rote Senat. Bereits angetretene Stellen laufen zwar zu Ende, neue Bewerber werden aber nicht mehr aufgenommen. Rund 200 Absagen wurden schon verschickt.

Gegen das Aus laufen die Projektmitarbeiter nun Sturm. Seit 16 Jahren integriere das Programm junge Erwachsene erfolgreich in den ersten Arbeitsmarkt, heißt es in einem offenen Brief der Mitarbeiter. Neben der Qualifizierung für die jungen Menschen fungiere es auch als Wirtschaftsförderung. Schließlich erhalten kleine und mittlere Unternehmen beträchtliche Förderungen: im ersten Jahr bis zu 80 Prozent der Lohnkosten, je nach Lohn bis zu 12.200 Euro im Jahr. Das Geld kommt vom Senat und vom Europäischen Sozialfonds.

„Die Jugendlichen arbeiten querbeet durch alle Branchen – ob als Arzthelferin oder Gemüseverkäufer, im Büro oder in Werbeagenturen“, sagt Ulrike Kirsche, Programmorganisatorin beim Berliner Weiterbildungsträger BBJ. Außergewöhnlich hoch sei die Erfolgsquote. Rund 65 bis 70 Prozent der Teilnehmer würden anschließend weiterbeschäftigt oder fänden einen anderen Job. Rund 2 Millionen Euro benötige das Programm in diesem Jahr. Kirsche: „Die Bankgesellschaft erhält ein Vielfaches.“

Auch die jugendpolitische Sprecherin der Grünen-Fraktion, Ramona Popp, kritisiert die Senatspläne. Dieses Jahr müsse noch überbrückt werden. Ab 2005, wenn die Hartz-Reform greife, müssten neue Lösungen mit der Arbeitsagentur gefunden werden. „Das Programm ist zwar recht teuer, aber es funktioniert besser als andere.“

Die Senatssozialverwaltung macht die angespannte Haushaltslage für das Aus verantwortlich. „Das Programm ist ausgesprochen teuer“, so Behördensprecherin Roswitha Steinbrenner. Nach dem Urteil des Verfassungsgerichts – die Opposition hatte gegen den Haushalt geklagt – sei man gezwungen gewesen zu handeln. Die Jugendlichen müssten nun von den Job-Aktiv-Centern der Arbeitsagentur betreut werden.

Noch ist der Streit um das 501-Programm – benannt übrigens nach der Teilnehmerzahl im Gründungsjahr – nicht beendet. Am Donnerstag steht es auf der Tagesordnung im Sozialausschuss des Abgeordnetenhauses, nächste Woche dann im Hauptausschuss, wo es, wie der Name schon sagt, ums Wesentliche geht: ums Geld.