: Schlechte Noten für Integrationspolitik
Niederländische Parlamentarier kritisieren Ausschussbericht als zu unkritisch und zu wenig konkret
DEN HAAG dpa ■ Die Politik niederländischer Regierungen zur Integration ausländischer Zuwanderer in den letzten 30 Jahren ist nach Ansicht der meisten Parteien im Parlament gescheitert. Sprecher der größten Regierungs- und Oppositionsparteien kritisierten deshalb den gestern veröffentlichten Bericht eines Untersuchungsausschusses, der die Integration als ziemlich gelungen bezeichnete. Allerdings sei dies eher das Verdienst der Zuwanderer als der Politik, hatten die Abgeordneten in ihrem Bericht erklärt.
Insbesondere bemängelten die Kritiker, dass der Ausschuss das Scheitern der Integrationspolitik nicht eindeutig feststelle. Zudem habe er kaum konkrete Vorschläge und Empfehlungen zur Verbesserung der Situation vorgelegt. „Zu schlapp“, „zu unkritisch“ und „zu wenig konkret“, lauteten Reaktionen auf die Feststellungen in dem Bericht.
Der Ausschuss setzt sich vor allem dafür ein, durch gezielten Wohnungsbau die Gettobildung in Städten zu verhindern. Dadurch soll stärker verhindert werden, dass mehr so genannte schwarze Schulen mit überwiegend unterprivilegierten Jugendlichen ausländischer Herkunft entstehen. Der Ausschussbericht erhielt wegen der Ermordung eines Lehrers an einer solchen Schule in einem Problemgebiet Den Haags in der vorigen Woche besondere Aktualität.
Nach Überzeugung des Ausschusses hatten Regierungen in der Vergangenheit die Bedeutung gezielter Einbürgerung unterschätzt. Die Unverbindlichkeit bei der Kontrolle konkreter Auflagen über Sprachkurse und Eingewöhnung in die Gesellschaft müsse enden. Nach Ansicht der regierenden Christdemokraten und Liberalen sagt der Ausschuss nicht, wie die Ziele erreicht werden sollen. Die sozialdemokratische Partei der Arbeit, größte Oppositionspartei, schloss sich der Kritik an fehlenden Verbesserungsvorschlägen an.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen