trambahn : Strieders Blindfahrt
Blindheit im Verkehr endet manchmal tödlich. Berlins Stadtentwicklungssenator Strieder fährt derzeit auf einem solchen Trip in der Verkehrspolitik. Klug ist so was nicht, eher das Gegenteil, zumal wenn man es besser wissen müsste. Doch Strieder will nicht sehen, dass die Tram ein attraktives, umweltfreundliches Verkehrsmittel ist. Und dass der Ausbau der Trambahnstrecken im Koalitionsvertrag festgeschrieben ist, dringt beim Senator auch nicht mehr bis zur Netzhaut durch. Da wird’s gefährlich.
Kommentar von ROLF LAUTENSCHLÄGER
Blindheit gegenüber kommunalen Aufgaben und Services beim ÖPNV hat just dazu beigetragen, dass die Sozialdemokraten bei der Kommunalwahl in Schleswig-Holstein verheerend abgestraft wurden. Für SPD-Vorstand Strieder müsste ein Blick auf die aktuellen Prognosen genügen, ein Gleiches zu verhindern.
Es war ein politisches Versprechen, der Millionen Euro teuren Verlegung der Gleise Taten folgen zu lassen. Es war das erklärte Ziel der Koalition, die Mobilität in der Stadt zugunsten des öffentlichen Nahverkehrs aufzurüsten. Und ist es nicht Usus, dass mit Streckenstreichungen weder Fahrgäste gewonnen noch die ostwestlichen Citys besser miteinander verbunden werden könnten? War es wohl nicht.
Den „Verkehrssenator“ ficht das jetzt alles nicht mehr an, was zu Wahlkampfzeiten und im Blitzlichtgewitter vor den Schienen in der Leipziger Straße noch recht war. Muss Strieder deshalb vor einen Lügenausschuss? Wohl kaum, rettet der doch mit der Tram die U-Bahn, was auch nicht schlecht ist.
Aber Spaß beiseite. Mit dem Aus für die Weiterentwicklung des Straßenbahnnetzes verabschiedet sich das Land verkehrspolitisch von einer mobilen und ökologischen Option für den Innenstadtbereich, die investitionsgünstig, bequem und fahrgastfreundlich, konkurrenzlos zum Stinkebus und zudem finanziell nachhaltig ist. Wer das nicht sieht, sollte nicht unbedingt weiter den Verkehr regeln.
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