Senait über: Heute Abend

Senait Mehari (26, „Herz aus Eis“) singt heute Abend als taz-Kandidatin beim Grand Prix. Hier schreibt sie ihr Tagebuch.

Nur noch ein paar Stunden. Ja, ich bin nervös. Nein, ich bin nicht cool. Ja, ich habe Angst, heiser zu werden. Nein, mir ist das Ergebnis nicht egal. Und ja, das hätte ich nicht geglaubt, dass es solch ein Lampenfieber geben kann.

Als ich gestern nach der Probe den Videocheck mir anguckte, dachte ich: Mein Gott, Senait, was bist du nur depressiv. Nur ein völlig deplatziertes Lächeln beim Schlussrefrain, wo doch gerade der so w-i-c-h-t-i-g und l-e-b-en-s-f-r-o-h ist. Aber man kann nicht an alles denken in der gleichen Sekunde. Und doch: Heute Abend muss alles stimmen. Ich weiß, dann ist nix mit Routine, dann zählen nur die drei Minuten. Ich weiß ja, dass viele Menschen mir die Daumen drücken, und die will ich nicht enttäuschen.

Ich wünschte, ich könnte lockerer damit umgehen, aber das kann ich nicht. Im Moment nicht. Sicher Freitag kurz vor halb zehn. Anfang der Woche machte ich mir noch Sorgen, Senait, warum bist du nicht nervös. Doch nach der Generalprobe war nix mit cool. Vergiss es. Das Leben geht weiter. Ich spüre es: Heute Abend macht es mir eine Tür auf!