„Freihändige Kreditvergabe“

Banken-Untersuchungsausschuss: Vorstände haben Kredite für Immobilienfonds unverantwortlich finanziert. Gehälter für Exmitarbeiter werden weiter ausbezahlt

Die risikoreichen Immobilienfonds der Berliner Bankgesellschaft haben nicht nur wesentlich zu der finanziellen Schieflage der Bank beigetragen. Auch die einstigen Protagonisten der Bank, der frühere CDU-Fraktionschef Klaus-Rüdiger Landowsky sowie der Bankenvorstand Rupf selbst, haben „durch krasse Managementfehler“ zum Niedergang des Instituts beigetragen. Zu diesem Ergebnis kam der Untersuchungsausschuss zur Bankenaffäre auf seiner Sitzung am Freitag. Pikantes erfuhren die Ausschussmitglieder dabei am Rande: Eine „erhebliche Zahl“ von einstigen Mitarbeitern der Konzernspitze ist, obwohl längst nicht mehr in der Bank beschäftigt, seit Jahren „bei vollem Gehalt“ beurlaubt.

Für die Konstruktion der verlustreichen Immobilienfonds in der Berliner Bankgesellschaft machte der Untersuchungsausschuss vorrangig die damaligen Institutschefs verantwortlich. Die Vorstände der Banken hätten den Immobilienmarkt nicht analysiert und die Hinweise der Experten in den eigenen Häusern ignoriert, hieß es nach der Vernehmung von zwei Mitarbeitern der Teilbanken Berlin Hyp und Landesbank Berlin.

Der Ausschussvorsitzende Frank Zimmermann kritisierte die fehlende Kommunikation zwischen dem Vorstand der Berlin Hyp, Landowsky, und den zuständigen Sachbearbeitern als „krasses Managementdefizit“. Bei der Vergabe von Krediten an die Immobiliengesellschaft IBG hätten die Bankenchefs „vor sich hin gearbeitet“, ohne auf den Sachverstand im Haus zurückzugreifen. Die Situation auf dem Immobilienmarkt sei nicht geprüft worden. „Das war eine freihändige Kreditvergabe.“

Zudem habe es einen „Wettlauf“ zwischen den Teilbanken im Bankkonzern über möglichst hohe Kreditvolumen gegeben. „Daran hatten alle vorrangiges Interesse“, so Zimmermann. „Das ist auch ein Zeichen für fehlerhafte Strukturen.“

Viele Immobilien, die die Fondsgesellschaften in den Neunzigerjahren erwarben, wurden mit Bankkrediten finanziert. Später machten die Fonds wegen der ungewöhnlich hohen Renditegarantien so große Verluste, dass der gesamte Bankenkonzern in massive Schwierigkeiten geriet. Das Land Berlin als Haupteigner musste mehrere Milliarden Euro zuschießen. Der FDP-Vertreter im Ausschuss, Holger Krestel, kritisierte, dass zahlreiche Mitarbeiter der Bankgesellschaft zum Teil schon seit Jahren weiter ihr Gehalt bezögen. Die Finanzverwaltung müsse dafür sorgen, dass in diesen Fällen Aufhebungsverträge geschlossen würden, wie es in der freien Wirtschaft üblich sei.

ROLA