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Archiv-Artikel

Perfekte Gastgeber ohne Gäste

Der Weltfußballverband Fifa sagt die U-20-Weltmeisterschaft in den Vereinigten Arabischen Emiraten wegen Kriegsgefahr kurzfristig ab. DFB nicht überrascht

BERLIN taz ■ Mubarak Saleh al-Harthy ist Direktor des Zayed Sports City Stadium in Abu Dhabi, welches nach dem Präsidenten der Vereinigten Arabischen Emirate, Sheik Zayed Bin Sultan al-Nahayan, benannt ist. Ein Fußballfeld, sieben Trainingsplätze, ein Schwimmbad, ein Bowling-Center mit 40 Bahnen, sechs Tennisplätze und eine Halle für Indoor-Veranstaltungen beherbergt der für 60.000 Zuschauer konzipierte Komplex. Insgesamt 327 Millionen Dollar investierte das Herrscherhaus in das 1980 eingeweihte Gigantum, zuletzt noch einmal 5,5 Millionen in die 1.500 mit Gold umsäumten Sitze der königlichen Box. Schließlich sollte es den Zayeds und ihrer Entourage am 26. März beim Eröffnungsspiel der 14. Fußball-Weltmeisterschaft der U-20-Junioren zwischen den Emiraten und der Slowakei an nichts, aber auch an gar nichts fehlen. „Wir wollen der Welt als perfekte Gastgeber in Erinnerung bleiben“, sagte al-Harthy noch vor wenigen Tagen und schwärmte schon einmal im Voraus von der „unvergessen bleibenden“ Eröffnungsfeier in seiner ausverkauften Arena.

Doch die Plätze des Zayed-Stadions werden an diesem 26. März leer bleiben, denn die Fifa sagte die Veranstaltung am Donnerstag ab. Angesichts des drohenden Kriegs im Irak und der unsicheren Situation in der Golfregion sieht die Fifa die Sicherheit der Spieler, Funktionäre, Zuschauer und Journalisten gefährdet. Schon vor vier Wochen zog Fifa-Präsident Sepp Blatter eine zeitliche Verlegung der Veranstaltung in Erwägung. Vor allem die Verbände aus den USA und aus England, deren Regierungen in den letzten Wochen über 160.000 Soldaten in der Golfregion in Stellung brachten, hegten aus Sorge um ihre besten Kicker des Jahrgangs 1983 große Bedenken. Obwohl Japan sich sofort als Ersatzaustragungsort anbot, setzte sich jetzt Blatters Vorschlag durch, das Schaulaufen der größten Talente des Weltfußballs „nur zeitlich, aber nicht räumlich“ zu verlegen. Wann die Veranstaltung in den sieben Emiraten nun stattfinden soll, ist ungewiss und hängt von der weiteren politischen Entwicklung ab. Mit der Absage zwei Wochen vor Beginn der WM und einen Tag vor der möglicherweise entscheidenden Sitzung im Weltsicherheitsrat zur Irakfrage zog die Fifa die Konsequenzen aus der unsicheren Lage am Golf erst sehr spät.

Wenig überrascht nahm man die Entscheidung in der Frankfurter DFB-Zentrale zur Kenntnis. „Nachdem die USA und England gedroht haben, nicht anzutreten, und der öffentliche Druck immer stärker wurde, war die Entscheidung abzusehen“, stellte der Leiter der DFB-Jugendabteilung, Bernd Barutta, fest. Südkorea, Paraguay und die USA wären die Gegner der Mannschaft von Trainer Uli Stielike gewesen, die im Sommer, damals noch als U 19, in Norwegen Vize-Europameister wurde. Stielike zeigte Verständnis für die Entscheidung der Fifa, sieht allerdings seine zweieinhalbjährige Aufbauarbeit gefährdet: „Das Schlimmste für die Jungs wäre doch, wenn die WM überhaupt nicht stattfinden würde.“

Mubarak Salah al-Harthy wird solche Gedanken gar nicht gerne hören. „Die Chance, ein solches Turnier auszurichten, hat man nur einmal im Leben“, frohlockte der Direktor des Abu Dhabi Zayed Sports City Stadiums. Ob er diese Chance jemals bekommt, ist seit Donnerstag, wie so vieles, nicht mehr sicher.

TOBIAS SCHÄCHTER