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Viel Wirbel um neuen „Kulturhauptstadtpräsidenten“

Die Kritik an OB Schrammas Ernennung von Franz Xaver Ohnesorg zum Kölner Kulturhauptstadt-Beauftragten reißt nicht ab

KÖLN taz ■ Franz Xaver Ohnesorg wagt einen Spagat. Der ehemalige Kölner Philharmonie-Chef will künftig sowohl das Ruhrgebiet als auch das Rheinland kulturell vermarkten. Wenn er, wie geplant, in der kommenden Woche offiziell von Kölns Oberbürgermeister Fritz Schramma (CDU) zum Beauftragten für die Kulturhauptstadt-Bewerbung ernannt wird, will er gleichzeitig Geschäftsführer des Klavierfestivals Ruhr bleiben. Das bestätigte Ohnesorg gegenüber der taz.

Pikant daran ist, dass sich auch das Ruhrgebiet um den Titel der europäischen Kulturmetropole bewirbt. Ohnesorg vermag darin aber keinen Widerspruch zu erkennen: „Ich sehe keinen Interessenskonflikt, weil das Klavierfestival ja rein privat finanziert und kein öffentliches Unternehmen ist.“

Die Fraktion der Grünen im Kölner Stadtrat ist darüber verärgert, dass Oberbürgermeister Schramma Franz Xaver Ohnesorg im Alleingang aufs Schild gehoben hat. „Er kann seine Entscheidungen nicht als Ich-AG alleine treffen“, sagte Grünen-Kulturpolitiker und Fraktionsvize Peter Sörries. „Es gehört sich nicht, so etwas an der Lenkungsgruppe, den Fraktionen und dem Kulturdezernat vorbei durchzuziehen.“ Für eine gelungene Bewerbung sei eine breite Mehrheit erforderlich. Der „schlechte politische Stil“ des Kölner Oberbürgermeisters sei daher kontraproduktiv.

Unterdessen hat die PDS-Gruppe im Kölner Rathaus die Kosten für die Bewerbung als Kulturhauptstadt kritisiert. Insgesamt sollen 52,5 Millionen Euro ausgegeben werden. 40 Millionen Euro davon sollen Großsponsoren bezahlen. „Diese Spenden sind aber noch nicht erbracht oder zugesichert worden“, beklagt PDS-Kultursprecher Wolfgang Breuer. Es sei schon absehbar, dass sich die kommunale Kostenlast zu Gunsten der Kölner Wirtschaft weit über die bisher geplante städtische Eigenbeteiligung von 12,5 Millionen Euro nach oben verschieben werde, so Breuer: „Die Stadt müsste dann beizeiten die Notbremse ziehen und die Bewerbung widerrufen.“

Die Grünen sehen das nicht so. Sie meinen, Köln solle sich prinzipiell „ohne Sorge“ bewerben. Ob allerdings eine „Kulturhauptstadtspräsidentschaft“ à la Ohnesorg überhaupt nötig ist, bezweifelt die Fraktion – und teilte das auch rechtzeitig vor Schrammas Alleingang-Entscheidung öffentlich mit. „Was soll eine Persönlichkeit des kulturellen Lebens in der kurzen Zeit bis zur offiziellen Bewerbung denn noch bewirken?“, fragte der Grünen-Kulturpolitiker Peter Sörries.

Ohnesorg zeigt sich dagegen sorglos. Bereits in der nächsten Woche will er ein Konzept vorlegen über das, was er sich für die nächsten fünf Monate im Quasi-Dienst der Kulturstadt Köln vorgenommen hat. Mit der Umsetzung wird er – bezahlt von der Stadtsparkassen-Stiftung Kultur, aber direkt dem Oberbürgermeister unterstellt – wahrscheinlich ohne große Diskussion gleich beginnen können. Schließlich müssen die Bewerbungsunterlagen bereits am 31. März bei der Landesregierung Nordrhein-Westfalens eingereicht werden. Frank Überall

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