ungesunde ernährung
: Globale Fettsucht

Übergewicht und Fettsucht sind das Gesundheitsproblem Numero 1. Beklagt die Weltgesundheitsorganisation (WHO). Gut 1 Milliarde Menschen, das entspricht etwa einem Sechstel der Weltbevölkerung, sind nach Angaben der WHO übergewichtig. Darunter sind rund 300 Millionen Menschen, die gar als fettleibig eingestuft werden. Früher war Übergewicht vor allem ein Problem der reichen Industrienationen. Inzwischen werden aber auch in den Entwicklungsländern zunehmend Krankheiten registriert, die auf Übergewicht zurückzuführen sind.

Das Problem ist seit längerem schon bekannt. Die Schuldigen schienen eigentlich auch festzustehen: zu viel Fett, zu viel Süßigkeiten, übergroße Essensportionen und zu wenig Bewegung. Diese Ansicht vertrat auch die WHO, als sie Anfang dieser Woche einen Plan vorlegte, der unter anderem mit Vorschriften für die Nahrungsmittelindustrie die globale Fettsucht in Angriff nehmen sollte. In ihrem Entwurf für eine „Globale Strategie für Ernährung, Körperliche Ertüchtigung und Gesundheit“ war auch vorgesehen, dass die Staaten Maßnahmen ergreifen, damit die Nahrungsmittelindustrie den Zucker- und Fettgehalt in ihren Produkten reduziere. Auch steuerliche Maßnahmen zog die WHO in Betracht.

Warum eigentlich auch nicht? Gesundheitschädigende Zigaretten sind schließlich in vielen Ländern auch mit Zusatzsteuern belegt. Und bei einigen, besonders bei Jugendlichen beliebten Alkoholgetränken werden ebenfalls Extrastrafsteuern diskutiert.

Doch die WHO hatte bei ihrer Rechnung nicht die USA miteinkalkuliert. Deren Regierung lehnte den WHO-Plan energisch ab. Es gebe keine wissenschaftliche Basis für die Annahme, dass Fettleibigkeit mit dem Vertrieb von Hochkalorien-Nahrungsmitteln zusammenhänge, sagte der US-Verteter bei der WHO.

WOLFGANG LÖHR